Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,7, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Sprache: Deutsch, Abstract: Der an der Lieder-Edda (Sæmundar Edda) interessierte Leser von heute hat viele Möglichkeiten, sich mit ihren Gedichten bzw. Liedern auseinanderzusetzen. In den seltensten Fällen wird er in die mittelalterlichen Handschriften schauen, sondern je nach seinen Sprachkenntnissen in Editionen oder Übersetzungen lesen. Diese Arbeit möchte auf einen Unterschied zwischen dem Codex Regius und den Editionen, auf denen schließlich die Übersetzungen fußen, aufmerksam machen. Einige Gedichte im Codex Regius bestehen aus Fließtext und Sprecherwechselinformationen in den Randnotizen, wogegen die Editionen, die den Fließtext in Strophen und Prosaabschnitte auflösten, die Randnotizen nicht als solche darstellen, sondern sie unterschiedslos zwischen den Strophen eingearbeitet haben. Der Unterschied wird zwar in der Forschung – meist als bloße Auflistung der Textgestalt – erwähnt, aber vielfach ignoriert. Doch diese Randnotizen bedürfen mehr Aufmerksamkeit. Es stellt sich die grundlegende Frage, ob die Randnotizen für das Verständnis des Textes notwendig sind, oder ob ein Leser diese zusätzlichen Informationen nutzen kann, um die Gedichte einem Publikum lebendig vorzulesen? Durch eine formale Analyse soll hier die Struktur des handschriftlichen Textes am Beispiel der Lokasenna, die mit ihren zahlreichen Sprecherwechseln und Randnotizen für diese Fragestellung gut geeignet ist, genauer untersucht werden.