Über »Rasse« im Grundgesetz wird derzeit viel gestritten. Ist es ein rassistisches Wort, das es zu ersetzen gilt, oder eine für die Bekämpfung von Diskriminierung notwendige Kategorie? Doris Liebscher geht der Frage historisch, rassismustheoretisch und rechtsdogmatisch auf den Grund. Sie rekonstruiert, wie der Begriff ins Grundgesetz kam, und untersucht, wie Gerichte und Rechtswissenschaft heute das auf »Rasse« bezogene Diskriminierungsverbot aus Artikel 3 GG auslegen. Auch das Recht der DDR sowie europäische, US-amerikanische und weitere internationale Rechtsdebatten unterzieht sie einer kritischen Analyse, um schließlich für ein postkategoriales Antidiskriminierungsrecht zu plädieren: die Ersetzung des Rechtsbegriffs »Rasse« durch »rassistisch«.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Alexander Haneke lernt mit Doris Liebschers Buch das Verhältnis von Recht, Rasse und Rassismus kennen. Wie der Begriff der Rasse aufkam, dass er immer willkürlich gebraucht wurde und wie die alten Denkmodelle, die Liebscher bis in die frühe Neuzeit zurückverfolgt, noch immer u. a. in der juristischen Literatur weiterwirken, erläutert die Autorin laut Haneke umfangreich, weit ausholend und mit scharfem Skalpell. Haneke erkennt das Dilemma des antirassistischen Rechts, die Kategorie der Rasse bei ihrer Bekämpfung zunächst anerkennen zu müssen. So liest der Kritiker das "dicht geschriebene" Buch vor allem als Anstoß zu kritischer Reflexion.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»... Liebschers Buch kann auch als Plädoyer für einen Prozess der kritischen Reflexion verstanden werden, in dem jeder, ob Jurist oder nicht, sich selbst und sein Tun kritisch prüfen sollte, wo bei einem selbst die alten Muster in Denken und Sprache wirken.« Alexander Haneke Frankfurter Allgemeine Zeitung 20211228