Wellendingen, ein kleines 400-Seelen-Dorf im südlichen Schwarzwald. Hier ist die Welt noch in Ordnung, jeder kennt jeden und man hilft einander. Doch am 23. Mai ändert sich für die Bewohner des Dorfes und für den Rest der Menschheit alles von einer Sekunde auf die nächste. Plötzlich und unerwartet
bricht das weltweite Stromnetz zusammen, von jetzt auf gleich müssen die Menschen ohne die…mehrWellendingen, ein kleines 400-Seelen-Dorf im südlichen Schwarzwald. Hier ist die Welt noch in Ordnung, jeder kennt jeden und man hilft einander. Doch am 23. Mai ändert sich für die Bewohner des Dorfes und für den Rest der Menschheit alles von einer Sekunde auf die nächste. Plötzlich und unerwartet bricht das weltweite Stromnetz zusammen, von jetzt auf gleich müssen die Menschen ohne die allgegenwärtige Stromversorgung klar kommen. Anfangs scheint dies noch nicht einmal so ein großes Hindernis zu sein, nein, eher so eine Art Abenteuer, doch bereits am zweiten Tag müssen die Menschen der Realität ins Auge schauen: dieser Zustand könnte länger anhalten. Um das Überleben zu sichern, müssen Regeln aufgestellt werden und nicht nur das - auch die Leichen, die bei den zwei Flugzeugabstürzen in der Nähe des Dorfes zu Hauf vorhanden sind, müssen so bestattet werden, dass keine Seuchen ausbrechen und dass auf gar keinen Fall das Grundwasser gefährdet wird.
Eva Seger ist zum Zeitpunkt des Stromausfalls im Krankenhaus ihrer Arbeit nachgegangen. Sie ist Anfang 40 und hat ihre kleine Tochter in der Obhut der Nachbarn gelassen, bis sie wieder zu Hause ist. Ihr Mann Hans weilt derweil geschäftlich in Schweden und Eva wollte ihm nach seiner Rückkehr damit überraschen, dass sie vollkommen unerwartet nochmals schwanger geworden ist und ein Kind erwartet. Sie ist sich nicht sicher, wie Hans, der immer eine große Familie wollte, es aber nach dem einzigen Kind augenscheinlich nicht mehr klappte und sich mittlerweile mit ihrem Leben ein Kleinfamilie arrangiert hat, darauf reagiert, doch wie es aussieht, ist es müßig, über so etwas wie Familienplanung auch nur zu denken. Eva möchte so gerne zu ihrer Tochter, doch kann sie ihre Patienten nicht alleine lassen. Gerade ein alter Mann, dessen Ende absehbar ist, mag sie nicht allein zurücklassen, wo doch bereits alle anderen geflohen sind. Sie weiß, dass sie erst zu ihrer Tochter heimkehren kann (wie auch immer), wenn der alte Mann verstorben ist - so lange wird sie standhalten vor den Vandalen, die mordend durchs Krankenhaus ziehen.
Hans Seger hingegen muss in Schweden mit Erschrecken feststellen, dass ihn mehr als 1.000 Kilometer von seiner Familie und Heimat trennen. Auch wenn er nur ein ganz normaler Mensch und Familienvater ist, er weiß, dass er alles in seiner Macht stehende tun muss, um zu seiner Familie zurückzukehren. Noch ahnt er es nicht, aber es wird eine gefährliche und beschwerliche Reise und ob er seine Heimat jemals erreicht, ist ungewiss.
Derweil bricht in Wellendingen und Umgebung eine Art Anarchie aus. Banden bilden sich und terrorisieren diejenigen, die sich nicht zu wehren wissen, immer mit dem Ziel vor Augen, ihr eigenes Überleben zu sichern und die Macht zu mehren, die sie über die Menschen haben ...
Wenn sich plötzlich alles ändert! Der Plot wurde realistisch und spannend erarbeitet. Besonders gut fand ich dargestellt, wie die verschiedenen Menschen, je nach Ausgangssituation vor der Katastrophe, miteinander oder auch gegeneinander agiert haben, wie alte Werte plötzlich nichts mehr zählen und nur diejenigen geschützt sind, die einen Nutzen für die neue Gesellschaft bringen, sprich, wer nicht vorweisen kann, wozu er in dieser neuen Welt zu etwas nütze oder zu gebrauchen ist, hat eigentlich kein Recht auf Schutz der Gemeinschaft. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. Besonders beeindruckt hat mich die Figur der Eva Seger, die, obwohl sie gedenk der Tatsache, dass sie Zuhause eine kleine Tochter hat, zu der sie dringend muss, nicht bereit ist, sich gegen ihr Gewissen zu stellen und Menschen, die ihr (dienstlich) anvertraut sind, zu verlassen bzw. ihrem Schicksal zu überlassen. Den Schreibstil empfand ich als sehr packend erarbeitet, wenn es auch zwischendurch immer wieder zu kleineren Längen kam, sodass ich abschließend sagen kann, dass mir das Buch erschreckende Lesestunden bereitet hat.