«Wenn die Union gesellschaftspolitische Probleme nur noch im Blick auf den Wahltag unter taktischen Aspekten behandeln will, können wir gleich Demokratie durch Demoskopie ersetzen.» Mit diesem Satz deutete Norbert Blüm die kritische Position seiner Organisation, der Sozialausschüsse, gegenüber der Mutterorganisation. Mehr und mehr machte sich bei den engagierten, der CDU nahestehenden Arbeitnehmern Verbitterung darüber breit, daß die Partei sie als Stimmenfänger in Wahlkämpfe schickte, ihre grundsätzlichen Forderungen aber von Parteitag zu Parteitag immer wieder abschmetterte. Schon in ihrer «Offenburger Erklärung» des Jahres 1967 beriefen sich die Sozialausschüsse auf die Gründungsgeschichte der CDU, deren starke gesellschaftspolitische Komponente in den fünfziger und sechziger Jahren zurückgedrängt wurde. Norbert Blüm zieht für seine erstmals 1972 erschienene Deutung der damals aktuellen gesellschaftlichen Krisen, die der linke Katholik auch als moralische Krise empfand, das Ahlener Programm der CDU aus dem Jahre 1947 heran. Er schreibt, unter Anlehnung an die radikalen Katholiken Lateinamerikas, der katholisch-sozialen Bewegung eine Schlüsselrolle bei dem Kampf um Reformen zu: «Die katholisch-soziale Bewegung wird nur überleben, wenn sie sich als eine radikale Kraft versteht, und zwar in dem Sinne, daß sie bereit ist, Probleme an der Wurzel zu packen.»
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