Examensarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2.1, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Die europäische Bevölkerung ist im Mittelalter gleich zweifach von der Pest heimgesucht worden. Zunächst in der Mitte des 6. Jahrhunderts, als Pest des Justinian bezeichnet, und ein weiteres Mal im späten Mittelalter, dem 14. Jahrhundert. Beide Male kam die Seuche aus dem Osten und hatte ähnlich verheerende Folgen. Wobei der erste große Seuchenzug, welcher vermutlich zum Zusammenbruch des Römischen Reiches beitrug, gewissermaßen den Beginn und der Folgende das Ende des Mittelalters markierte. Die Pest des Justinian hatte, vor allem im Fachschrifttum, nur wenig literarische Spuren hinterlassen, wodurch sie ein halbes Jahrhundert später nur noch schwach im kollektiven Gedächtnis präsent war und die Menschen sich 1348 scheinbar einem neuartigen Krankheitsgeschehen gegenüber glaubten. Folgewirkungen der Pest - Gemeint sind dabei die sowohl gesellschaftlichen und kulturellen als auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pest im Mittelalter. Dabei soll es ebenso um die direkten Folgeerscheinungen für die Zeitgenossen, wie Geißlerzüge und Judenpogrome, als auch um die weitreichenderen und längerfristigen Folgewirkungen des nächsten Jahrhunderts gehen. FrantiSek Graus fasst die Problematik in dem Haupttitel seiner Monografie sehr prägnant zusammen: "Pest-Geissler-Judenmorde". Die Abfolge der Geschehnisse wird durch diese Skizzierung der Thematik bereits deutlich: Die Pest kam und die Menschen hatten zu reagieren. Zum einen taten sie dies mit Geißlerzügen und Flagellantentum, zum anderen mit Judenpogromen, die in einigen Städten die gesamte jüdische Bevölkerung auslöschten. Das 14. und 15. Jahrhundert, also das Spätmittelalter, ist, wie Graus in seiner Einleitung klar herausarbeitet, nicht die krisengebeutelte Epoche, als welche sie sich in der Fachliteratur oft wiederfindet. Vielmehr sei dies ein Zeitabschnitt gewesen, in dem eine außerordentliche Katastrophendichte herrschte, wodurch das Bewusstsein von Widersprüchen und die Notwendigkeit von Änderungen deutlich wurden. Mit Katastrophendichte sind hier Zeitabschnitte gemeint, in denen sich Naturerscheinungen, Epidemien, Kriege und Erschütterungen der Gesellschaft häuften. Da zwar die Auflösung der herrschenden Gesellschaftsform, was für Graus eines der Hauptindikatoren ist, eine Epoche als krisengebeutelte zu deklarieren, ausblieb, so bahnte sich doch eine Entwicklung an, welche die Geschicke zahlreicher europäischer Völker und Staaten entscheidend beeinflusste, gar prägte.
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