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In einer papierüberladenen kerzenbewehrten Wiener Altbauwohnung treffen sechs Figuren aufeinander. Eine an Demenz erkrankte Mieterin inmitten ihrer riesigen Bibliothek. Ein Gerichtsvollzieher mit zwanghaften Verhaltensmustern. Eine Immobilienbesitzerin, die mit ihrem Erbe eigenbrötlerische Studien finanziert. Ein junger Mann vom Schlüsseldienst, der sich als kapitalismuskritischer Student outet. Eine hundertzwanzigjährige Geisterfrau, die sich nicht von ihrem im Dritten Reich erworbenen Zinshaus trennen kann. Und ein Spediteur mit krimineller Vorgeschichte. Zweck des neunundvierzig Minuten…mehr

Produktbeschreibung
In einer papierüberladenen kerzenbewehrten Wiener Altbauwohnung treffen sechs Figuren aufeinander. Eine an Demenz erkrankte Mieterin inmitten ihrer riesigen Bibliothek. Ein Gerichtsvollzieher mit zwanghaften Verhaltensmustern. Eine Immobilienbesitzerin, die mit ihrem Erbe eigenbrötlerische Studien finanziert. Ein junger Mann vom Schlüsseldienst, der sich als kapitalismuskritischer Student outet. Eine hundertzwanzigjährige Geisterfrau, die sich nicht von ihrem im Dritten Reich erworbenen Zinshaus trennen kann. Und ein Spediteur mit krimineller Vorgeschichte. Zweck des neunundvierzig Minuten dauernden Ortstermins ist die Planung einer Zwangsräumung. Die Figuren verharren jedoch in ihren subjektiven Realitäten. Ihre Beobachtungen, Selbstwahrnehmungen, Ziele und Wünsche eröffnen zeitweise den Blick in Abgründe und bleiben unvereinbar. Lisbeth Exner lässt die Reflexionen dieser disparaten Charaktere in ihrem dichten Kurzroman um die Themen Wohnen und Besitz kreisen. Von der Wiener Wohnbaupolitik seit 1920 und dem Ausverkauf jüdischen Hauseigentums nach dem "Anschluss" bis zur aktuellen Immobilienspekulation. Vom vermeintlichen Sieg des Kapitalismus bis zur Idee des Gemeinwohls. Vom Wohnungseinbruch bis zur Zwangsräumung. Vom juristisch Machbaren bis zur humanen Individuallösung. Vom sterilen Zimmer mit Flachbildschirm bis zur staubflirrenden Großbibliothek. Vom Büchersammeln bis zur phantastischen Literaturlandschaft. Hier verschmelzen Lektüre und Leben zu einem Bewusstseinsfilm.
Autorenporträt
Lisbeth Exner, 1964 in Wien geboren, lebt als Autorin und Journalistin mit ihrer Familie in Tutzing und Wien. Sie studierte Germanistik in Wien und promovierte über den Autor und Philosophen Salomo Friedlaender/Mynona. Sie publizierte Monografien über Grete Weil, Leopold von Sacher-Masoch und Kaiserin Elisabeth. Mit Herbert Kapfer gab sie Briefe von Richard Huelsenbeck und Franz Pfemfert heraus und veröffentlichte die zweibändige Montage "Verborgene Chronik" aus Tagebuchaufzeichnungen des Ersten Weltkriegs. "Realitätenhandlung – Neunundvierzig Minuten" ist ihr erster Roman.
Rezensionen
»Ein glänzendes, hochliterarisches Debüt« Ulrich Rüdenauer, SWR »Lisbeth Exner, so viel Lob darf sein, erinnert (...) irgendwie an E.T.A. Hofmann. Ihre Sprache, wenn sie die Geisterfrau reden lässt, ist so bezaubernd, man riecht förmlich das viele Papier, das in der Wohnung gesammelt wurde.« Irene Schwingenschlögl, FILM, SOUND & MEDIA »Sprachlich bleibt Lisbeth Exner pur, es ist kein Wort zu viel.« Angelika Grabher-Hollenstein, APA