Im demokratisch orientierten Rechtsbewusstsein kann die Bürgerin ihr Unterworfensein unter den Rechtszwang verbinden mit dem Wissen um ihre mögliche politische Teilhabe an der Konstitution von Gesetz und Recht. In diesem Band wird zum einen mit Hilfe eines interdisziplinär angelegten Ansatzes der Begriff 'Rechtsbewusstsein' präzisiert und zum anderen durch die Ergebnisse einer qualitativ-empirischen Untersuchung von Rechtsmeinungen konkretisiert. Im Mittelpunkt leitfadengestützter Interviews mit Frauen steht das Thema 'Schwangerschaftsabbruch': Ein gesellschaftlich nur schwer konsensfähiger Rechtsgegenstand, der mit dem geltenden § 218 StGB die sehr persönliche und dilemmatische Entscheidungsfindung im Schwangerschaftskonflikt einem Werturteil unterzieht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Probandinnen aus Leipzig und Frankfurt am Main in den Verantwortungszuweisungen an abtreibungswillige Frauen und in den geäußerten Rechtsansichten zum § 218 StGB kaum unterscheiden. Dagegen ergeben sich teilweise erhebliche Unterschiede in der Ausprägung von Rechtsbewusstsein zu den anderen befragten Rechtsgegenständen.
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