Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Politik - Politische Systeme allgemein und im Vergleich, Note: 1.3, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Vier Jahre nach den weitreichenden Umwälzungen in der arabischen Welt bleiben aus politikwissenschaftlicher Sicht noch immer viele Fragen offen. Neben der nötigen Analyse von Ausbruch, Verlauf und Ergebnis der Proteste, stellt sich auch die Frage, ob alte Konzepte einen Erklärungsbeitrag leisten können oder ob sie an Erklärungspotential eingebüßt haben. In den letzten beiden Jahrzehnten galten die Bestrebungen der Forschung vor allem dem Ziel, den "Sonderweg" der MENA-Region, die nur in geringem Maß an den globalen Phänomenen der Globalisierung und Demokratisierung teilnahm, näher zu erklären. Einen substanziellen Beitrag dazu lieferte der von Hazem Beblawi und Giacomo Luciani in ihrem Sammelband von 1987 grundlegend eingeführte Rentierstaats-Ansatz. Seine zentralen Thesen sind, dass sich in Staaten mit hohem Rentenbezug autoritäre Strukturen verfestigen und entwicklungspolitisch defizitäre Wege beschritten werden. In seiner vielbeachteten Groß-N-Studie aus dem Jahr 2001 überprüfte Michael Ross die zentralen Thesen des Ansatzes und kam zum Schluss: "(...) oil does hurt democracy." (Ross 2001: 356). Auch im deutschen Sprachraum erlangte der Ansatz Prominenz, wobei besonders die Publikationen von Peter Pawelka. Während nur wenige Autoren den generellen Zusammenhang von hohen Ölrenten und ausbleibender Demokratisierung anzweifeln, werden dem Ansatz gemeinhin eine hohe Erklärungskraft für die MENA-Region sowie begriffliche Klarheit, Interdisziplinarität und Innovationsfähigkeit attestiert. Doch welche Implikationen ergeben sich für die Rentierstaats-These nach den Umwälzungen des "Arabischen Frühlings"? Zunächst kann festgehalten werden, dass praktisch alle Staaten, die keinen systemgefährdeten Unruhen ausgesetzt waren, hohe Ölrenten bezogen. Während die Proteste in den ölreichen Golfstaaten eher begrenzt blieben, kam es in ölarmen Ländern zur Regimekrise (Syrien) oder gar zum Umsturz (Ägypten, Tunesien). Die offensichtlichen Ausnahmen dieses Befundes bilden die Geschehnisse in Bahrain und Libyen. Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe, den letzteren der beiden abweichenden Fälle näher zu untersuchen. Zwar wäre es Gaddafi ohne die Intervention der NATO im Februar 2011 wohl gelungen, sich an der Macht zu halten, dennoch bleibt erklärungsbedürftig, warum es überhaupt erst zu den systemgefährdenden Protesten im Land kam.
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