Der Philosoph Björn Vedder legt mit "Reicher Pöbel" eine aktuelle Gesellschaftskritik vor.
Das Ganze ist - zumindest ohne größere Vorkenntnisse in Philosophie - recht anspruchsvoll, um nicht zu sagen: schwierig zu lesen. Die Abhandlung ist keine leichte Kost, nichts zum Abschalten, im Gegenteil.
Vedder fordert die volle Aufmerksamkeit seiner Leser.
Wer dazu bereit ist, wer gegebenenfalls auch…mehrDer Philosoph Björn Vedder legt mit "Reicher Pöbel" eine aktuelle Gesellschaftskritik vor.
Das Ganze ist - zumindest ohne größere Vorkenntnisse in Philosophie - recht anspruchsvoll, um nicht zu sagen: schwierig zu lesen. Die Abhandlung ist keine leichte Kost, nichts zum Abschalten, im Gegenteil. Vedder fordert die volle Aufmerksamkeit seiner Leser.
Wer dazu bereit ist, wer gegebenenfalls auch mal etwas nachschlägt, der wird mit zahlreichen Denkanstößen und erfrischend neuen Betrachtungsweisen belohnt.
Am Anfang steht eine Analyse der westlichen reichen Gesellschaften. Vedder zeigt recht anschaulich auf, wie sich das Bild der Reichen in den letzten Jahren gewandelt hat. Dazu finden sich immer wieder Hinweise auf Fotos, Film, Musik und Literatur. Die unterschiedlichen Strömungen in der Portraitfotografie von Reichen sind zwar sehr gut beschrieben, jedoch hätte ich mir hier ein paar Abbildungen gewünscht, auch wenn dies vermutlich die Herstellungskosten erhöht hätte.
Eine Kernthese lautet sinngemäß:
Der reiche Pöbel und der brave Bürger sind dem Wesen nach gleich, beide verhalten sich habgierig, lediglich die Möglichkeiten dazu sind verschieden. Auch Komfort und Luxus sind im Grunde gleich, nur im Ausmaß verschieden. Ja, da könnte was dran sein.
Wenn der Homo oeconomicus nur dann sittlich ist, wenn er dazu gezwungen ist, dann frage ich mich allerdings, wieso es Superreiche gibt, die einen Großteil ihres Vermögens spenden, wie etwa Warren Buffet. Wie konnte dann die Bewegung "Giving Pledge" entstehen?
Alles in allem sehr interessante Thesen, wenn ich auch nicht alles verstehe bzw. teile. An mancher Stelle für meinen Geschmack fast schon zu sehr Fachbuch und zu wenig Sachbuch. Daher vier von fünf Punkten und klare Leseempfehlung.