Die Rede vom »reinen Blut« ist kein Spezifikum des Nationalsozialismus. Vielmehr prägte sie die Geschichte des Blutes schon seit der Antike und konfigurierte auch die deutsche Blutgruppenforschung, die in der Weimarer Republik ihren fulminanten Durchbruch erlebte. Myriam Spörris Kulturgeschichte der Blutgruppenforschung zeichnet die Modernisierungen der traditionellen Metaphern des Blutes nach: Während sich die Seroanthropologie dem Zusammenhang von Blutgruppen und »Rassen« verschrieb, suchte die deutsche Transfusionsmedizin möglichst »reines« Blut zu übertragen - und vor Gericht kamen die Blutgruppen als Abstammungsmarker bei Vaterschaftsklagen zum Tragen. Ausgezeichnet mit dem Henry-E.-Sigerist-Preis für Nachwuchsförderung in der Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften.