Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Soziologie - Beziehungen und Familie, Note: Sehr Gut, Johannes Kepler Universität Linz (Institut für theoretische Soziologie und Sozialanalysen ), Veranstaltung: SE Theoriewerkstatt: Theorierezeption und Theorieproduktion Theoretisierung von Biographie und Erzählung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frauenfrage ist heute so aktuell wie vor etwa 40 Jahren, als sich in den westeuropäischen Ländern die sogenannte „neue Frauenbewegung“ formierte. Heute sind die Forderungen und Thematiken teilweise die gleichen, manche gerieten in Vergessenheit, andere wurden neu hinzugefügt – die Anliegen der Frauen verändern sich mit dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext und den vorherrschenden Lebensentwürfen. Alice Schwarzer ist eine Persönlichkeit, die aus der neuen Frauenbewegung nicht wegzudenken ist, sie hat mit ihrem gesellschaftlichen und politischen Engagement in den vergangenen 40 Jahren immer wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen. Mit ihren Äußerungen und Stellungnahmen bezieht sie oft extreme Positionen und bewegt damit die öffentlichen Debatten zu Themen wie Abtreibung oder Kopftuchverbot. Der erste Teil dieser Arbeit umreißt kurz das Leben von Alice Schwarzer, anschließend werden theoretische Konzepte zur Bearbeitung von Biographien vorgestellt und dann wird auf die spezifische Situation von Frauen und die Frauenbewegungen in Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland eingegangen. Schließlich sollen die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln zusammengeführt werden, um folgende Fragestellungen zu beantworten: Was hat Alice Schwarzer geformt? Mit welchen Erfahrungen und Lebenserschütterungen war sie konfrontiert? Wie ist es ihr gelungen, gegenüber den dominanten Zeitströmungen eine relative Unabhängigkeit zu bewahren? Diese Fragestellungen zielen auf die zentrale Problematik in der Soziologie, wie individuelles Handeln und gesellschaftliche Strukturen bzw. Zwänge zusammenwirken. Ich möchte versuchen, das Leben von Alice Schwarzer vor allem im Kontext des Spagats zwischen politischem Engagement und wissenschaftlichem Arbeiten thematisieren, weil sie ein hervorragendes Beispiel für dieses Phänomen darstellt. In der Soziologie ist es auch von Interesse, wie sich das Wechselverhältnis zwischen Theorie und Praxis darstellt. Am Beispiel von Alice Schwarzer ist dies gut festzumachen.