Die Zeitspanne von 1380 bis 1520 war keine Herbstzeit des Mittelalters, sondern die Ära einer frappierenden religiösen Dynamik von großer Vielfalt. Höchsten Steigerungsgraden einer alle Körpersinne aktivierenden Frömmigkeitspraxis und eines sakralen Kunstschaffens entsprach die Dynamik einer spirituellen Verinnerlichung. Berndt Hamm zeigt, dass es zu einer Entgrenzung der Theologie in Laienbereiche hinein und zu einer explosiven Verbreitung von Frömmigkeitsbildern und -texten kam. Sie sprachen Menschen an, die von der angstvollen Mentalität einer gesteigerten Jenseitsvorsorge angetrieben wurden und nach kirchlichen Gnadenhilfen verlangten. Diese Heilssorge wurde vom verstärkten Bemühen um eine tiefgreifende Seelsorge-Reform aufgenommen. Ohne die Kenntnis der kraftvollen Religionsdynamik vor 1520 sind die Antriebskräfte der von Luther angestoßenen Reformation nicht zu verstehen. Geboren 1945; Studium der Ev. Theologie in Heidelberg und Tübingen; 1975 Promotion; 1981 Habilitation in Tübingen; 1984-2011 Professor an der Universität Erlangen; seitdem im Ruhestand.
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