Posttraditionale Gemeinschaften tragen durch die Erschaffung ortsgebundener Utopien mit eigenen Mythen und Ritualen zur Wiederverzauberung der Welt bei, so der französische Soziologe Michel Maffesoli. An der Universität Rostock wird untersucht, inwiefern diese Gemeinschaften Ausdrucksgestalten einer Religionsproduktivität darstellen. Bilden sich über eine religionshybride Kultur neue Formen von Religion oder religiös überformte Lebensstile jenseits institutionalisierter Religionspraktiken heraus? Entgegen der revisionsbedürftigen These vom Verschwinden der Religion soll in Erfahrung gebracht werden, wie sich Religion an alten Dorfkirchen und anderen auratischen Orten möglicherweise neu und anders herausbildet. In den Blick geraten somit auch die besonderen Formen von Vergemeinschaftung und Vernetzung, Festkulturen und Events wie Hoffeste, Werthaltungen und soziale Motive.
"... wenden sich die empirischen Beiträge Künstler_innen zu, die sich in der Region niedergelassen haben (Julia Gabler / Andreas Willisch) und stellen Ergebnisse über Praktiken alternativer Heilverfahren vor. Der Band steht damit für eine kreative Erweiterung soziologischen Nachdenkens über Religion. Er spiegelt, wie die Transformation von Religiosität als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels gelesen werden kann und die Entwicklung posttraditionaler Religiosität sich in der postsäkularen Gesellschaft entfaltet ..." (Prof. Dr. Heidemarie Winkel, Prof. Dr. Annette Schnabel, Prof. Dr. Sabine Grenz, in: Soziologische Revue, Jg. 40, Heft 3, 2017)