Anknüpfend an die fortschrittliche bürgerliche Tradition, auf den Spuren Lessings und Heines, Mommsens und Virchows, durchmustert Walter Jens das literarische Erbe der Deutschen: Was haben uns die Meister zu sagen? Müssen wir den Olymp der Poesie nicht radikal überprüfen, Klassiker entthronen und, auf der anderen Seite, Autoren ins Licht rücken, die bis jetzt im Schatten stehen? Was kann Literatur bewirken? In wessen Dienst steht sie? Wie groß ist ihre politische Relevanz? In den Reden und Essays des Radikaldemokraten Jens werden Fragen gestellt, um Tabus in Frage zu stellen: Was hat es auf sich mit dem Schlagwort vom »Pluralismus der Wissenschaft«, der »völkerversöhnenden Kraft des Sports«, der »christlichen Politik«, dem »Recht auf Eigentum«? In seinen großen, leidenschaftlich diskutierten Ansprachen, wie dem Rat für den Bundespräsidenten oder der Frankfurter Fußballrede, analysiert Jens Grundprobleme seiner Zeit. Einerlei, ob er die Perspektive eines neuen Humanismus aufzeigt oder nach dem Sinn der christlichen Predigt fragt ... immer erfüllt er, in diesen glanzvollen, vom Geist einer mitreißenden Beredsamkeit erfüllten Reden, das Grundgebot einer auf Emanzipation und Aufklärung bedachten Rhetorik: Sach- und Fach-Fragen den Charakter von Lebens-Fragen zu geben.
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