Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,7, Universität zu Köln (Institut für Völkerkunde), Sprache: Deutsch, Abstract: Unter Revitalisierungsbewegungen werden religiöse und politische Bewegungen zusammengefaßt, denen der Wunsch nach Innovation der herrschenden Lebensbedingungen zugrunde liegt. Revitalisierungsbewegungen künden, meist durch einen Propheten, in einer Botschaft mit oft apokalyptischem Charakter von einer besseren Welt ohne Leid, Hunger und Elend. Sie treten am wahrscheinlichsten in Kulturen auf, in denen drei Bedingungen aufeinandertreffen: Ein schneller Wandel, oft veranlaßt durch fremde Personen, Bräuche, Objekte, und Fremdherrschaft, insbesondere in kolonialen Situationen, ein Gefühl der kulturellen Unterlegenheit und, daraus resultierend, der Eindruck des Mangels an Wohlstand, Macht und Selbstwertgefühl. In millenaristischen Bewegungen herrscht der Glaube an einen Propheten vor, der als Reinkarnation Gottes gilt und das Paradies auf Erden predigt. Worsley unterscheidet aktivistische millenaristische Bewegungen, in denen das Millenium bald bevorsteht und solche, die den Eintritt ins Goldene Zeitalter in unbestimmte, ferne Zukunft verlegen und auf Erlösung in der nächsten Welt hoffen (passiver Millenarismus). Aktivistische Bewegungen führen fast immer zu einem Interessenkonflikt mit der regierenden Macht und werden durch diese verfolgt, da sich die herrschende Klasse durch die Vision einer neuen sozialen Ordnung in ihrer traditionell tief verwurzelten Position bedroht sieht. In der vorliegenden Arbeit werden zwei aktivistische millenaristische Bewegungen untersucht: die sozioreligiöse Bewegung von Canudos im Nordosten Brasiliens und der Nacktkult auf Espiritu Santo.
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