"I got the revolution blues, I see bloody fountains ..." Neil Young Ein Journalist präsentiert Materialien zu einer Exklusivstory: ein junger Deutsch-Amerikaner will seine kambodschanische Freundin rächen, die ihren Job in einer Kleinkindsendung verloren hat, weil ein Fernsehprediger ihr fremdsprachiges Murmeln öffentlich als Fluchen denunziert hat. Der junge Mann schließt sich einem Gentleman-Gangster an, der im Auftrag spleeniger Sammler arbeitet. Das ist doch nicht zu glauben? Richtig. Bei Witzel ist mal wieder nichts so, wie es scheint, und keinem ist zu trauen - am allerwenigsten dem Erzähler. In Revolution und Heimarbeit verknüpft Frank Witzel die politischen, gesellschaftlichen und Medien-Diskurse der letzten Jahrzehnte zu einem Netz, das als Rettung vor dem Absturz denkbar ungeeignet ist. Es spricht ein ständig räsonnierender, zunehmend unheimlich werdender Erzähler, dem der gesunde Menschenverstand sicherlich nicht in allen Gedankengängen folgen würde. Was man dann aber doch tut, weil man Stück für Stück hineingesogen wird. Frank Witzel ist der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2015 mit dem Titel "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969".
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Was das für einer ist, dieser Roman, das lässt sich so einfach nicht sagen, warnt Christoph Ernst. Unverkennbar liegen - irgendwo - Thriller-Strukturen zugrunde, aber nur, um wieder aufgelöst zu werden. Und eingespeist wird allerlei Welt in einem "Mahlstrom durcheinander tanzender Erzählstränge, Reflexionsebenen und philosophischer Diskurse". Der Held, so viel rekonstruiert der Rezensent (wenn auch mit offenkundiger Mühe), ist Journalist, geht in die USA, recherchiert die Hintergründe eines Verbrechens und landet zuletzt im "Auge des Orkans". Die Anstrengung, die die Lektüre kostet, lohnt sich jedoch, daran lässt Ernst keinen Zweifel. Witzels Roman nämlich sei so "fulminant" wie "erhellend".
© Perlentaucher Medien GmbH
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