Viele englischsprachige Romane der Gegenwart sind nicht nur Medium der kulturellen Erinnerung und der Konstruktion kollektiver Identität, sie befassen sich auch oftmals mit dem Leben und Werk bedeutender Schriftsteller, die in besonderem Maße im kulturellen Gedächtnis fortbestehen. Die neo-viktorianische Erzählliteratur erwächst aus einem verstärkt in den 1990er Jahren wiedererwachten Interesse an viktorianischer Literatur und Kultur. Nele Gerkens untersucht im Speziellen die Langlebigkeit des Erfolgsautors Charles Dickens. Ihre Forschung basiert auf literatur- und kulturwissenschaftlichen Gedächtnistheorien und dem Konzept des rewriting, mit dem sich unterschiedliche Arten der intertextuellen Bezugnahme beschreiben lassen, und das die Analyse der zeitgenössischen literarischen Rezeption von Dickens' Leben und Werk ermöglicht. Dabei geht sie noch einen Schritt weiter, definiert neo-viktorianische Erzählliteratur als memory genre und erfasst sie typologisch im Hinblick auf ihre verschiedenen Untergattungen und literarischen Modi. Auf diese Weise leistet Gerkens gleichzeitig einen Beitrag zur Untersuchung des Phänomens englischsprachiger neo-viktorianischer Romane und zur Erforschung literarischer Erinnerungspraktiken allgemein.
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