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Paul Schlesinger zeichnete seine zahlreichen Reportagen kurz mit "Sling", unter diesem Namen war der berühmteste Gerichtsreporter der Weimarer Republik jedem seiner Zeitgenossen ein Begriff. Er nimmt Anteil am Schicksal der Opfer, betrachtet aber auch die Täter nicht nur als Kriminelle, sondern auch als Menschen. Er hat einen scharfen Blick für das Rechtssystem der Weimarer Republik und nimmt ihre Vetreter ins Visier: Für Rechtsanwälte, Staatsanwälte oder Richter findet er gelegentlich lobende Worte, aber er spart auch nicht mit Kritik. Sling führt hier im besten Sinne vor, wie die Presse als…mehr

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Produktbeschreibung
Paul Schlesinger zeichnete seine zahlreichen Reportagen kurz mit "Sling", unter diesem Namen war der berühmteste Gerichtsreporter der Weimarer Republik jedem seiner Zeitgenossen ein Begriff. Er nimmt Anteil am Schicksal der Opfer, betrachtet aber auch die Täter nicht nur als Kriminelle, sondern auch als Menschen. Er hat einen scharfen Blick für das Rechtssystem der Weimarer Republik und nimmt ihre Vetreter ins Visier: Für Rechtsanwälte, Staatsanwälte oder Richter findet er gelegentlich lobende Worte, aber er spart auch nicht mit Kritik. Sling führt hier im besten Sinne vor, wie die Presse als "vierte Macht" die staatlichen Institutionen überwacht und darüber berichtet. Und das manchmal bewegend, manchmal empörend, oft komisch, aber immer mitreißend und spannend.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Sachlichkeit und Sensibilität, amerikanisches Tempo und sprühender Charme - alle diese Eigenschaften verband man während der Weimarer Republik mit Zeitungsfeuilletons und -reportagen, Romanvorabdrucken und kleineren Erzählungen, die unter einem journalistischen Markenzeichen erschienen, das knapper nicht hätte ausfallen können: Sling. Vor allem aber ging das Kürzel in die Annalen der Justiz- und Literaturgeschichte ein. Fand man es doch unter einer Vielzahl kritisch-einfühlsamer Gerichtsreportagen, die auch heute noch als Höhepunkte dieses Genres gelten dürfen. Ihr Verfasser, Paul Schlesinger, wurde zwischen 1921 und 1928 zum stets "wachen Gewissen von Moabit" (Robert Kempner) und damit zum Nestor aller anspruchsvollen Justizberichterstatter, die sich bis heute auf ihren literarischen Ahnherrn berufen. Erstmals 1920, bei Paul Schlesingers Eintritt in die Redaktion der "Vossischen Zeitung" verwendet, wird dieses Kürzel bald zum Inbegriff stilistisch eleganter und formvollendeter Feuilletons. Vor allem jedoch wird es zum Synonym einer Justiz-Berichterstattung, die es so vorher noch nicht gegeben hatte: exakt recherchiert, akkurat annotiert und dennoch vielfarbig, spannend, weltmännisch, lebensklug, einfühlsam und offen. Bestes Feuilleton eben, aber dennoch: Reportage. Insofern Sling - verstärkt seit 1924 - dem spröden Justizalltag am Moabiter Kriminalgericht und anderen Orten menschliche Töne entlockt - "wie oft möchte man sich einmischen, nur weil der Angeklagte nicht die Sprache des Richters, der nicht die Sprache des Angeklagten versteht", bemerkt er einmal -, setzt er neue Maßstäbe in diesem in Deutschland nach wie vor vernachlässigten Genre. Für den kurzen Zeitraum bis 1933 eifern ihm andere Journalisten, mehr oder weniger deutlich, nach: so etwa "Slang", alias Fritz Oskar Hampel, der in der "Roten Fahne" schreibt, Gabriele Tergit im "Berliner Tageblatt", Walther Kiaulehn, August Hermann Zeiz oder Moritz Goldstein, um nur einige zu nennen. Letzterer wurde für kurze Zeit Slings Nachfolger bei der "Vossischen Zeitung", kaum dass Paul Schlesinger - mit knapp 50 Jahren - am 28. Mai 1928 an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben war. Wie Sling ohne familiäre Vorbelastung oder Jura-Studium dennoch das Gerichtswesen für sich entdeckte, hat er 1928 in seinem Feuilleton "Wie ich Gerichts-Berichterstatter wurde" geschildert: "Den Grund meiner juristischen Kenntnisse legte ich als Lehrling einer sehr alten, sehr ehrenwerten Firma der Textilbrache. (...) In dieser trüben Lehrzeit gab es einen Lichtblick. Alle zwei, drei Monate passierte es, daß der jeweilige Lehrling mit dem Hausdiener Justav auf dem Packhof zu tun hatte. Nun war es eine geheiligte Tradition der Firma, daß jede Erledigung auf dem Packhof fünf Stunden dauerte. In Wirklichkeit brauchte man zwei Stunden zu dem Geschäft. Justav und der Lehrling gingen zunächst in eine Destille frühstücken, sodann zogen sie in gehobener Stimmung in das nahegelegene Kriminalgericht, um ein paar Verbrecher abgeurteilt zu sehen. So kam ich nach Moabit. In Moabit rollten Justavs und meine Filme."