Der Yukon River in Alaska ist für viele der Inbegriff natürlicher Idylle. Das gilt mit Abstrichen auch für Rosa, eine Historikerin die sich dem Goldrausch in diesem Gebiet widmet und ihre Forschungsreise als Reiseleiterin finanziert. Sie geleitet eine Gruppe Alaskabegeisterter Touris durch die nicht
immer ungefährliche eisige Wildnis. Mit vielen idyllischen Szenen ergibt sich so der erste Teil…mehrDer Yukon River in Alaska ist für viele der Inbegriff natürlicher Idylle. Das gilt mit Abstrichen auch für Rosa, eine Historikerin die sich dem Goldrausch in diesem Gebiet widmet und ihre Forschungsreise als Reiseleiterin finanziert. Sie geleitet eine Gruppe Alaskabegeisterter Touris durch die nicht immer ungefährliche eisige Wildnis. Mit vielen idyllischen Szenen ergibt sich so der erste Teil einer in drei Zeitlinien erzählten Geschichte. Zum zweiten wäre da ein ominöser Mann in Schwarz, der das Schicksal von Dawson zur Goldgräberzeit maßgeblich gestaltet. Der Holzkaiser dominiert die Region und greift dabei auch auf ein dunkles Mittel zurück. Und zuletzt wäre da ein neurotischer Showmoderator. Der nicht nur Quotengeile Narzisst gibt uns Einblicke in seinen menschenverachtenden Kopf und scheint eben jenen Kaiser von Dawson zu verehren.
Als Bonus findet sich schließlich eine Erzählung aus dunkler Vorzeit um eine indigene Mystikerin die einer finsteren Prophezeiung anheimfällt die als Präludium der Geschichten dient. Stilistisch greift die Autorin dabei auf eine mythenhafte Erzählweise und indigene Sprache zurück die den vierten Faden deutlich von den anderen drei abgrenzen und die Bandbreite der Erzählung zeigen. Ein kurzer Reisebericht der Autorin zeigt abschließend, dass das Unerklärliche in Alaska „ein üppiger Kuchen“ ist der für „wirklich jeden etwas zu bieten“ hat.
Band 1: Goldrausch, ist der Auftakt der überarbeiteten und erweiterten Neuauflage des nicht mehr verfügbaren Romans. Dementsprechend werden Fäden aufgemacht die erst in den Folgebänden aufgelöst werden. Dennoch ist das Leseerlebnis bereits in diesem Band grandios. Autorin Faye Hell gelingt es uns in die schnell erzählten Fäden hineinzuspinnen und uns mit den empathisch gezeichneten Charakteren mitfrieren zu lassen. Das gelingt auch durch den Einsatz von Elementen aus dem Hardcore Horror. Insbesondere besagter Showmoderator dürfte nicht nur sein Publikum, sondern auch viele Leser*innen an Ihre Grenzen führen. Hier sind große Triggerwarnungen angebracht, die der auf harten Horror ausgerichtete Hammer Boox Verlag leider missen lässt. Faye nutzt diese Passagen aber nicht nur zum Spannungsaufbau, sondern auch als gesellschaftskritisches Element. Sie zieht uns in das abartige Hirn eines Egomanen um seine Eskapaden um so nachdrücklicher abzulehnen.
Während mir die feinfühligen Ausflüge durch das Gebiet am Yukon deutlich besser gefallen als die Ekel- und Pornographieszenen, erweist sich die Autorin als Meisterin beider Stimmen. Durch diese Mischung richtet sich Rigor Mortis allerdings an ein sehr spezifisches Publikum das ebenso nach Tiefe wie expliziter Sprache sucht. Das sich beides nicht gegenseitig ausschließt, beweist die sympathische Autorin mit ihren Bänden immer wieder.
Leseempfehlung für alle mit ebenso schmerzfähigen wie feinen Geschmacksnerven!