Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.3, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel der vorliegenden Analyse ist es, zu zeigen, wie die Rilke’sche Betrachtungsweise Venedigs sich im Laufe der Zeit verändert hat. Im ersten Kapitel liegt der Fokus auf den vier venezianischen Gedichten der Sammlung "Advent", um deren Besonderheiten aufzuzeigen. Diese werden später in der zweiten Abteilung mit dem Gedicht "Spätherbst in Venedig" im zweiten Teil der "Neuen Gedichte" verglichen. Hier wird der Versuch unternommen, die Veränderung der Rilke’schen Perspektive nachzuvollziehen. Es wird außerdem versucht zu erläutern, was nach Ansicht Rilkes die wahre Essenz der Lagunenstadt ist. Venedig hat immer als Gegenstand des Interesses von Künstlern und Schriftstellern jeder Art gegolten und durfte als literarisches Motiv bei Rainer Maria Rilke nicht fehlen. Im Laufe seines Lebens war der Dichter jeweils für kürzere oder längere Zeit zehnmal in Venedig. Zwei Begegnungen mit der Stadt scheinen aber besonders bedeutend zu sein, nämlich März 1897 und Spätherst 1907. Aus der ersten, sehr vom Reiseerlebnis geprägten Begegnung mit der Stadt stammt der Venedig-Gedichtzyklus, der im Sammelband "Advent" steht. Aus der zweiten stammen sieben Sonette, die in den "Neuen Gedichten" und in "Der Neuen Gedichte Anderer Teil" zu finden sind. Die ersten zwei, "Die Courtisane" und "Ein Doge", wurden in Capri im März und in Paris in Spätherbst 1907 geschrieben, während die letzten drei, "Spätherbst in Venedig", "Venezianischer Morgen" und "San Marco" im Frühsommer 1908 entstanden, ebenfalls in Paris.