Ereignisse, Situationen und Erfahrungen, die das Gemeinwesen betreffen, werden gottesdienstlich begangen. Bei genauerem Hinsehen überrascht, in welch hohem Maße in der "postsäkularen Gesellschaft" (Habermas) Gottesdienste zu gesellschaftlich relevanten Anlässen gefeiert werden: Tsunami und Afghanistan, Erfurt und Winnenden, Einweihung des Berliner Hauptbahnhofs und Tag der Deutschen Einheit - Krisensituationen und Staatsakte drängen in eine gottesdienstliche Darstellung und Deutung. Zugleich prägen sie die liturgischen Formen einer Gottesdienstkultur, in der die Kirche öffentlich Präsenz zeigen soll. In diesen "riskanten Liturgien" wächst der Kirche die zivilreligiöse Aufgabe einer öffentlichen Trauer- und Deutungsarbeit zu: Sie erfordern eine flexible, kooperative und situativ angemessene Gestaltung. Sie machen damit die Komposition liturgischer Formen zu einem riskanten Unterfangen. "Riskante Liturgien" zeigen, wie die Gottesfeier wieder zu sich selbst kommt, nämlich als ein "öffentlicher Dienst" der Kirche im säkularen Staat.
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