Bachelorarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Georg-August-Universität Göttingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Das moderne Bild eines mittelalterlichen Konstrukts, nämlich dem des Ritters, soll in dieser Arbeit genau betrachtet werden. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit moderne, popkulturelle Adaptionen von Erzählungen über Ritter sich mit ihren literarischen Vorbildern aus dem Mittelalter überschneiden. Das Mittelalter fasziniert die Menschen seit jeher als eine Zeit voller Abenteuer und Romantik. Dabei scheint die große zeitliche Distanz zur Gegenwart dieser Begeisterung keinen Abbruch zu tun. Die ersten Assoziationen sind meistens positiv – ehrenvolle Ritter, spannende Turniere, prunkvolle Feste und romantische Liebesgeschichten. Im Rahmen mittelalterlich stilisierter Fantasy-Erzählungen und Märchen sind es diese Aspekte, welche besonders betont werden. Historisch belegte Herausforderungen des Lebens im Mittelalter wie Hunger, Krankheit und Ungleichheit rücken dabei häufig in den Hintergrund und spiegeln sich auf den ersten Blick nur selten und nur schwach in der Mittelalterfiktion wider. Dies leuchtet insofern ein, als es deutlich erquicklicher ist, von glorreichen Aventiurefahrten und leidenschaftlicher Minne zu erzählen und nicht von Not und Elend. Bereits im Mittelalter wussten Dichter und Schreiber ein großes Publikum zu begeistern mit ihren Geschichten von heldenhaften Kriegern, welche unerschrocken jeder noch so großen Gefahr ins Auge blicken, um die Gunst ihrer Angebeteten zu gewinnen. Als Beispiel für einen solchen Text wird in dieser Arbeit der "Erec" dienen, welcher Ende des 12. Jahrhunderts von Hartmann von Aue verfasst wurde und als erster deutscher Artusroman gilt. Mittlerweile bestimmt kein anderes Medium unsere Sicht auf das Mittelalter so sehr wie der Film. Sowohl neuartige Adaptionen von altbekannten Sagen wie dem "Robin Hood" als auch moderne Fantasy-Epen im Gewand des Mittelalters wie der "Herr der Ringe" oder "Game of Thrones" ziehen die Leser- und Zuschauerschaft nach wie vor in ihren Bann. Fast immer stehen dabei archetypische Helden im Mittelpunkt der Handlung: Mal ist es Sir Jaime Lennister, der beste Schwertkämpfer der sieben Königslande, mal Aragorn, der zunächst inkognito als Waldläufer und später als Kommandant einer Armee für Gerechtigkeit kämpft. Egal ob zu Fuß oder zu Pferd, ob in strahlender Rüstung oder Lederumhang, ob mit Schwert und Schild oder mit Pfeil und Bogen bewaffnet – sie erinnern stets an die ehrenvollen und mutigen Ritter, die wir aus der Literatur des Mittelalters kennen.