Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Universität Hamburg, Veranstaltung: Realityfernsehen, Sprache: Deutsch, Abstract: „Ich habe heute leider kein Foto für dich.“ Dieser Satz stammt von Model und Moderatorin Heidi Klum; und ich eröffne diese Seminararbeit im Zuge des Seminars „Realityfernsehen“ mit der auf eigenen Beobachtungen fußenden Behauptung, dass er während der Sendezeit ihrer Reality-TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ in einer Regelmäßigkeit fällt, die ihn deutschlandweit unter Fans, Gegnern und sogar Indifferenten bekannt gemacht hat. Grund genug, um sich zu fragen - wie schaffen Heidi Klum und ihr Produzententeam das? Sie und viele andere bekannte Größen aus dem Realitätsfernsehen, die Jahr um Jahr, Woche für Woche auf Sendung gehen, ohne dass sich der Plot ihrer Show je ändern würde, so wie man das von jeder anderen Serie oder Spielfilmfortsetzung erwarten würde. Man hat sogar häufig das Gefühl, dass über mehrere Staffeln hinweg gerade in den sogenannten kritischen Momenten, wie beim Entscheid über den Verbleib einer Kandidatin (auf eine Genderdifferenzierung werde ich in meiner Arbeit der Einfachheit halber verzichten) in der Show, immer wieder die gleichen Abläufe gezeigt werden und nur das Personal wechselt. Und dennoch - „The Voice“ und „Germany’s Next Topmodel“, die beiden Beispiele aus dem Realitätsfernsehen, auf die ich mich in dieser Arbeit konzentrieren werde, laufen ungebrochen im deutschen Fernsehen; ersteres seit vier, letzteres sogar seit nunmehr neun Jahren. Ziel dieser Arbeit soll sein, der oben gestellten Frage auf medienlinguistischem Weg nachzugehen. Liegt das Geheimnis der Beständigkeit des Realitätsfernsehens in dieser Wiederholung oder - wie ich sogar argumentieren möchte - in der (sprachlichen) Ritualisierung gewisser Momente? Kann man überhaupt von einer solchen sprechen, oder ist sie am Ende vielleicht nur ein Trugschluss, ausgelöst von der langjährigen Überpräsenz dieser Gattung (zum Gattungsbegriff siehe Klaus und Lücke 2003: 196)? Oder lässt sich eine Ritualisierung, wenn sie existieren sollte, gar nicht mit dem Erfolg des Realitätsfernsehens in Verbindung bringen?