***Die fulminante Biographie des großen Filmidols*** Robert De Niro gehört zu den besten und erfolgreichsten Schauspielern der Welt (»Taxi Driver«,»Der Pate«, »Es war einmal in Amerika«). Der New-York-Times-Bestseller-Autor Shawn Levy hat bislang unveröffentlichtes Material und private Aufzeichnungen De Niros zusammengetragen, darunter Gespräche mit Scorsese, Coppola und Pacino. Er eröffnet ein neues faszinierendes Bild der grandiosen Arbeit des zweifachen Oscar-Preisträgers mit seltenen Einblicken in das private Leben des öffentlichkeitsscheuen Schauspielers. Mit großem Bildteil
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2015Sein eigenes Reich
Über Robert De Niro könnte man sagen, dass er sich in manchen Filmen selbst nicht ähnlich sieht – wäre denn klar, was damit überhaupt gemeint ist: er selbst. Man konnte früher noch nicht mal genau festlegen, wie er eigentlich aussieht, von dem berühmten Muttermal abgesehen – so weit ist der Weg zwischen dem adretten Anzugträger in „Der letzte Tycoon“ und Travis Bickle in „Taxi Driver“ und Jake La Motta in „Raging Bull“. Manchmal schön, ein schmaler Jüngling, dann plötzlich ein stämmiger Boxer. Der Autor Shawn Levy kommt in seiner Biografie „Robert De Niro – Ein Leben“ auch nicht ganz dahinter, wie der Mann das macht, aber es wird zumindest vorstellbarer, wie die Detailbesessenheit De Niro zu Höchstleistungen treibt. Da ist die Anekdote, dass er sich bei einem seiner ersten Jobs, in Roger Cormans „Bloody Mama“, in das für seine Figur ausgehobene Grab legte, obwohl das gar nicht im Bild war, und auch in den Drehpausen nicht rauskam.
Wenn es um die Arbeit geht, gibt „Ein Leben“ tatsächlich Einblicke, die der verschlossene De Niro sonst nicht gern gewährt; und man versteht irgendwann tatsächlich, warum Levy es für logisch hält, dass De Niro irgendwann nur noch einfache, oft komische Rollen annahm: um das alles nicht mehr fühlen zu müssen. Levy hat, weil die schon im Besitz eines Archivs sind, in den Arbeitsdrehbüchern recherchiert – und dort großartige Notizen gefunden. Einen schriftlich festgehaltenen inneren Monolog etwa zu der Szene in Brian de Palmas „Die Unbestechlichen“, in der De Niro als Al Capone zwei Abtrünnige eigenhändig erschlägt: „Diese Männer haben mich verraten, und jetzt werde ich ihnen eine Lektion erteilen, dass sie mir Loyalität schulden! Loyalität!“ Klar, dass die Unterwäsche, die er dann beim Spielen trug, aus Seide sein musste und aus einem Laden, bei dem schon der echte Al Capone eingekauft hatte.
Levy bleibt distanziert, was De Niro dann vielleicht doch gefiele – darf eigentlich irgendwer außer Martin Scorsese, mit dem er von „Mean Streets“ bis „Casino“ acht Filme gemacht hat, Bob zu De Niro sagen?Levy erzählt trotzdem sehr detailliert, redundant bisweilen. Ist es wirklich wichtig, dass der Vater einer Verflossenen Schlachter gewesen ist? Was dazu führt, dass dieses Buch mehr als sechshundert Seiten, und doch keine Filmografie hat. Dafür aber hat Levy ganz großartig jenen Teil dieses Lebens aufgeschrieben, der das Kino nur am Rande berührt – wie nämlich De Niro, besonders nach dem 11. September 2001, sich sein Viertel Tribeca in Manhattan mehr und mehr zu eigen machte; nicht direkt so, wie es Mafiapaten früher taten, eher als Immobilienaufkäufer und Kulturpapst, der seinen Nachbarn ein Filmcenter und ein Festival und auch sonst noch alles Mögliche verordnet hat. Dort, in Tribeca, seinem eigenen Reich, haben sie immer schon über seine Privatsphäre gewacht, die Nachbarn. Willkommen in Bobland.
SUSAN VAHABZADEH
Shawn Levy: Robert De Niro – Ein Leben. Aus dem Englischen von Friederike Moldenhauer. Fischer/Krüger, Frankfurt am Main 2015, 672 Seiten. 26,99 Euro. E-Book 24,99 Euro.
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Über Robert De Niro könnte man sagen, dass er sich in manchen Filmen selbst nicht ähnlich sieht – wäre denn klar, was damit überhaupt gemeint ist: er selbst. Man konnte früher noch nicht mal genau festlegen, wie er eigentlich aussieht, von dem berühmten Muttermal abgesehen – so weit ist der Weg zwischen dem adretten Anzugträger in „Der letzte Tycoon“ und Travis Bickle in „Taxi Driver“ und Jake La Motta in „Raging Bull“. Manchmal schön, ein schmaler Jüngling, dann plötzlich ein stämmiger Boxer. Der Autor Shawn Levy kommt in seiner Biografie „Robert De Niro – Ein Leben“ auch nicht ganz dahinter, wie der Mann das macht, aber es wird zumindest vorstellbarer, wie die Detailbesessenheit De Niro zu Höchstleistungen treibt. Da ist die Anekdote, dass er sich bei einem seiner ersten Jobs, in Roger Cormans „Bloody Mama“, in das für seine Figur ausgehobene Grab legte, obwohl das gar nicht im Bild war, und auch in den Drehpausen nicht rauskam.
Wenn es um die Arbeit geht, gibt „Ein Leben“ tatsächlich Einblicke, die der verschlossene De Niro sonst nicht gern gewährt; und man versteht irgendwann tatsächlich, warum Levy es für logisch hält, dass De Niro irgendwann nur noch einfache, oft komische Rollen annahm: um das alles nicht mehr fühlen zu müssen. Levy hat, weil die schon im Besitz eines Archivs sind, in den Arbeitsdrehbüchern recherchiert – und dort großartige Notizen gefunden. Einen schriftlich festgehaltenen inneren Monolog etwa zu der Szene in Brian de Palmas „Die Unbestechlichen“, in der De Niro als Al Capone zwei Abtrünnige eigenhändig erschlägt: „Diese Männer haben mich verraten, und jetzt werde ich ihnen eine Lektion erteilen, dass sie mir Loyalität schulden! Loyalität!“ Klar, dass die Unterwäsche, die er dann beim Spielen trug, aus Seide sein musste und aus einem Laden, bei dem schon der echte Al Capone eingekauft hatte.
Levy bleibt distanziert, was De Niro dann vielleicht doch gefiele – darf eigentlich irgendwer außer Martin Scorsese, mit dem er von „Mean Streets“ bis „Casino“ acht Filme gemacht hat, Bob zu De Niro sagen?Levy erzählt trotzdem sehr detailliert, redundant bisweilen. Ist es wirklich wichtig, dass der Vater einer Verflossenen Schlachter gewesen ist? Was dazu führt, dass dieses Buch mehr als sechshundert Seiten, und doch keine Filmografie hat. Dafür aber hat Levy ganz großartig jenen Teil dieses Lebens aufgeschrieben, der das Kino nur am Rande berührt – wie nämlich De Niro, besonders nach dem 11. September 2001, sich sein Viertel Tribeca in Manhattan mehr und mehr zu eigen machte; nicht direkt so, wie es Mafiapaten früher taten, eher als Immobilienaufkäufer und Kulturpapst, der seinen Nachbarn ein Filmcenter und ein Festival und auch sonst noch alles Mögliche verordnet hat. Dort, in Tribeca, seinem eigenen Reich, haben sie immer schon über seine Privatsphäre gewacht, die Nachbarn. Willkommen in Bobland.
SUSAN VAHABZADEH
Shawn Levy: Robert De Niro – Ein Leben. Aus dem Englischen von Friederike Moldenhauer. Fischer/Krüger, Frankfurt am Main 2015, 672 Seiten. 26,99 Euro. E-Book 24,99 Euro.
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Robert de Niro ist zweifelsohne einer der ganz großen Schauspieler. Wie und warum er Kinogeschichte schrieb, veranschaulicht Shawn Levy eindrucksvoll Manuela Reichart Deutschlandradio Kultur 20150914