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*** Mit alphabetischem Index *** Die Werke auf 3391 Seiten Robert Louis Balfour Stevenson war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Er wurde nur 44 Jahre alt; jedoch hinterließ er ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays. Bekannt geworden sind vor allem der Jugendbuchklassiker »Die Schatzinsel« sowie die Schauernovelle »Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde«. Eine Reihe seiner Romane ist heute noch populär und zum Teil verfilmt worden. Null Papier Verlag www.null-papier.de

Produktbeschreibung
*** Mit alphabetischem Index *** Die Werke auf 3391 Seiten Robert Louis Balfour Stevenson war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Er wurde nur 44 Jahre alt; jedoch hinterließ er ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays. Bekannt geworden sind vor allem der Jugendbuchklassiker »Die Schatzinsel« sowie die Schauernovelle »Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde«. Eine Reihe seiner Romane ist heute noch populär und zum Teil verfilmt worden. Null Papier Verlag www.null-papier.de

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Autorenporträt
Robert Louis Balfour Stevenson (geb. 13. November 1850 in Edinburgh; gest. 3. Dezember 1894 in Vailima, nahe Apia, Samoa) war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Stevenson, der an Tuberkulose litt, wurde nur 44 Jahre alt; jedoch hinterließ er ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2003

Fünf Kinder genügen, um eine Oma zu verhauen
Eine zweibändige Ausgabe zeigt, warum Joachim Ringelnatz in jeden gut sortierten Giftschrank gehört / Von Robert Gernhardt

Eine Lanze für diesen Dichter brechen zu wollen hieße Ringel und Natz tragen - warum dann dieser Hinweis? Darum: Zwar ist Hans Bötticher alias Joachim Ringelnatz beileibe kein verkannter Dichter, doch ein Großteil seiner Gedichte - darunter einige seiner besten - ist herzlich unbekannt. Woher ich das weiß? Ich schließe ganz einfach von mir auf andere.

Vom Dichter Ringelnatz weiß ich seit Jahrzehnten, und jahrzehntelang glaubte ich auch, seine Gedichte so einigermaßen zu kennen. Was aber kannte ich von seinen Gedichten? Das, was ich in Auswahlbänden, vor allem aber in Anthologien, zu Gesicht bekommen hatte. So ist mir seit Schülerzeiten der Bumerang ein Begriff, der ein kleines Stück zu lang und damit gut für zwei geflügelte Zeilen war: "Publikum - noch stundenlang - / Wartete auf Bumerang." Auch sind mir von jeher die Ameisen vertraut, die nach Australien reisen wollten, aber: "Bei Altona auf der Chaussee / Da täten ihnen die Beine weh", weshalb aus der Reise nichts wird und so fortan: Turngedichte kamen im Laufe der frühen Jahre hinzu, der Seemann Kuttel Daddeldu kreuzte auf, zarte Gebilde wie das Reh im Park, welches nach einem Stips aus Gips ist, rundeten mein Ringelnatz-Bild ebenso ab wie kauzig-weise Zeilen, die, einmal gehört, nicht mehr aus dem Gedächtnis zu tilgen waren: "Überall ist Wunderland. / Überall ist Leben. / Bei meiner Tante im Strumpfenband / Wie irgendwo daneben . . ."

Ein durchaus achtens- und liebenswerter Ringelnatz, und doch einer aus zweiter Hand: Auswahlbände spiegeln nicht zuletzt den Geschmack der Auswählenden wider, und Anthologisten neigen dazu, sich an Vorgänger-Anthologien zu orientieren. Mit dem Ergebnis, daß eine vieltausendfache, äußerst disparate Gedicht-Ernte zu einem allgemeinverträglichen Instant-Ringelnatz eingedampft wurde, hirnschonend und herzfreundlich, an welchem auch ich immer wieder gerne nippte, ohne daß er mein Leib-und-Magen-Dichter geworden wäre. Da war - beispielsweise - Morgenstern doch ein ganz anderes Kaliber!

Daran hat sich nichts geändert, doch Ringelnatz sehe ich mit anderen Augen, seitdem ich seine "Sämtlichen Gedichte" kenne. Mitte der neunziger Jahre bekam ich sie in die Hände, reichlich spät, wenn man bedenkt, daß Walter Papes Ringelnatz-Ausgabe, "Das Gesamtwerk in sieben Bänden", bereits Anfang der achtziger Jahre komplett vorlag. Diese erste Auflage war noch im Berliner Henssel Verlag erschienen. 1994 brachte der Zürcher Diogenes Verlag eine zweite, korrigierte und ergänzte auf den Markt, und heuer kann man zwei dieser sieben Bände en bloc hier erwerben: Ein ansprechender Schuber vereint "Sämtliche Gedichte", ganz in rotem Karton, und "Sämtliche Erzählungen", ganz in blauem.

Sämtliche Gedichte" auf 850 Seiten, im Schnitt drei Gedichte pro Doppelseite, das macht rund 2500 Gedichte. Sie verteilen sich auf siebzehn Buchveröffentlichungen in chronologischer Reihenfolge, auf verstreut Gedrucktes und auf den Nachlaß - erst wer sich einigermaßen gewissenhaft durch diese riesige Retrospektive gelesen hat, darf sicher sein, "seinen" Ringelnatz zu kennen. Das klingt nach Arbeit, ist aber ein vielschichtiges Vergnügen, das um so größer wird, je weiter die Lektüre fortschreitet.

Ringelnatz' Anfänge freilich lassen nichts dergleichen erwarten. 1910 sticht er in die See der Literatur mit zwei sehr unterschiedlichen Gedichtbänden, die doch eines verbindet: Das Kinderbuch "Kleine Wesen" ist bemüht lustig und der "Gedichte" betitelte Band angestrengt ernst. "Es war einmal ein kleiner Punke. / Das war ein großer Erzhallunke" - so etwas zündet ebensowenig wie jene dunkel rilkisierenden Zeilen, welche die "Gedichte" einleiten: "Ich werde nicht enden zu sagen: / Meine Gedichte sind schlecht. / Ich werde Gedanken tragen / Als Knecht . . ."

Was Ringelnatz glücklicherweise nur einen Gedichtband lang versucht, zwei Jahre später kreuzt er in einem ganz anderen Fahrwasser. "Die Schnupftabakdose" enthält bereits einige seiner Klassiker, die reiselustigen Ameisen ebenso wie das Suahelischnurrbarthaar "des Nachts um drei am Kattegatt". Erstmals setzt Ringelnatz ganz auf Komik, lediglich die irritierend demütige Unterzeile "Stumpfsinn in Versen" verrät, daß er sich seiner Sache noch nicht ganz sicher ist. Wie anders Morgenstern, der zwei Jahre zuvor einem Kritiker den vorauseilenden Verweis erteilt hatte, er möge doch bitte die Begriffe "Blödsinn oder Stumpfsinn" in seiner Kritik meiden, "wenn auch noch so glänzend epithetiert" - seine helle und schnelle Komik dürfe nicht mit gängigem Bierbankhumor in einen Topf geworfen werden. Was selbstredend auch für Ringelnatz gilt. Dessen Lyrik-Schiffchen gewinnt in den Folgejahren zunehmend an Fahrt und steuert durch immer schnellere Gewässer in immer hellere Regionen.

1920 ist nicht nur das Jahr der "Turngedichte" - "Deutsches Mädchen - Grätsche! Grätsche!" -, da entert nicht nur der Seemann Kuttel Daddeldu den mit immer originellerer Fracht beladenen Kahn, da erklingt in der "Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument" jener durch und durch persönliche Ringelnatz-Sound der meist diskret gereimten, stets gewagten und immer traumhaft sicher landenden Gedankensprünge: "Ich bin etwas schief ins Leben gebaut. / Wo mir alles rätselvoll ist und fremd. / Da wohnt meine Mutter. - Quatsch! Ich bitte dich: Sei recht laut!"

Doch Ringelnatz kann und traut sich noch mehr. Ein Jahr drauf leitet er das Bändchen "Die gebatikte Schusterpastete" mit einem programmatischen Gedicht ein, welches belegt, was in den verstrichenen elf Jahren aus dem verzagten Gedankenträger der "Gedichte" geworden ist, ein Hecht im Lyrik-Karpfenteich: "Ich darf den Sau, das Klops, das Krokodil / Und jeden andern Gegenstand bedichten . . . / Was könnte mich zu reinem Geist und Reim, / Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten?" Natürlich nichts und niemand. Dann schon lieber Ungeist, unreiner Reim, Geschmacklosigkeit und - nein: nicht Humorlosigkeit, sondern Bedenkenlosigkeit - alles Disziplinen, in welchen Ringelnatz alle dichtenden deutschen Zeitgenossen weit hinter sich läßt, Brecht natürlich immer und Benn hin und wieder ausgenommen.

Die erweiterte Ausgabe von "Kuttel Daddeldu", 1923, gefolgt von "Geheimes Kinder-Spiel-Buch", 1924, markieren je nach Blickwinkel Höhe- beziehungsweise Tiefpunkte deutschen Dichtens, in welchen viel von dem vorweggenommen wird, was Brecht an schlagenden Argumenten ins Gedicht einbringen sollte: "Der Mensch, der ist nicht gut. / Drum hau ihm auf den Hut . . ."

Vier Jahre zuvor bereits hatte Ringelnatz sein Gedicht "Vier Treppen hoch bei Dämmerung" folgendermaßen beginnen lassen: "Du mußt die Leute in die Fresse knacken. / Dann, wenn sie aufmerksam geworden sind, - / vielleicht nach einer Eisenstange packen, - mußt du zu ihnen wie zu einem Kind / Ganz schamlos fromm und ärmlich einfach reden / Von Dingen, die du eben noch nicht wußtest . . ." Schlimm, doch in diesem Gedicht wird wenigstens noch argumentiert: "Und bittest sie um Verzeihung - einzeln jeden -, / Daß du sie in die Fresse schlagen mußtest . . ." - nichts davon in besagtem "Kinder-Spiel-Buch", das, seinerzeit polizeilich verboten, auch heute noch wegen Anstiftung zur Sach- und Personenbeschädigung in jeden besser sortierten Giftschrank gehört. Da entpuppt sich Ringelnatz als ein genuiner Schreckensmann der deutschen Hochkomik, und er wird diesem Ruf bis in seine späten Jahre gerecht: "Kinder, ihr müßt euch mehr zutrauen! / Ihr laßt euch von Erwachsenen belügen / Und schlagen. - Denkt mal: Fünf Kinder genügen. / Um eine Großmama zu verhauen."

Nachzulesen im "Kinder-Verwirr-Buch" aus dem Jahre 1931, in welchem sich neben solch erschreckend großmutterfeindlichen Zeilen auch überraschend kleinkräuterfreundliche finden: "Sah Züge schwinden, Züge nahn. / Der arme Sauerampfer / Sah Eisenbahn um Eisenbahn. / Sah niemals einen Dampfer."

Ein inhaltliches Oszillieren und formales Changieren, die kennzeichnend für die von Ringelnatz selbst zusammengestellten Gedichtsammlungen sind: Anders als Morgenstern, der seine komischen und seine ernsten Gedichte sorgsam schied, vereinigt Ringelnatz zwischen zwei Buchdeckeln, was immer ihm in einem bestimmten Zeitraum bedichtens- und berichtenswert erschien. Kaum hat der Leser der 1927 veröffentlichten "Reisebriefe eines Artisten" die drastischen Folgen von zuviel Heurigem auf den Geist, vor allem aber den Körper des Dichters verdaut, so steht er fünf Seiten später auf einmal vor ihm, der "zarte" Ringelnatz: "Überall ist Dunkelheit. / Kinder werden Väter. / Fünf Minuten später / Stirbt sich was für einige Zeit. / Überall ist Ewigkeit . . ."

"Aber da waren doch noch die Erzählungen", mag nun ein aufmerksamer Leser einwenden. Was ist eigentlich damit? Tja, weiß der Himmel, was mit denen ist. Mein Gewährsmann Klaus Caesar Zehrer, jung, kenntnisreich und scharfäugig, versichert, sie seien stark unterschätzt und sehr lesenswert - ich kann das weder verneinen noch bestätigen. Ich habe die Erzählungen ganz einfach nicht lesen können: Zu klein die Schrift, zu breit der Satzspiegel, zu abschreckend das flirrende Grau der wüsten Seiten. Beim Barte des Weisen Diogenes: Wie konnte es geschehen, daß in der Verlags- und Bücherstadt Zürich gleich alle Grundsätze lesefreundlicher Buchgestaltung über Bord geworfen wurden? Zugegeben: Der Schriftgrad der Erzählungen gleicht dem der "Sämtlichen Gedichte", doch fassen sich Gedichte meist kurz, auch sind sie selten seiten- und spaltenfüllend. Erzählungen hingegen . . .

Was tun? Mein Vorschlag: Man sorge dafür, daß die Kassette unter dem Christbaum zu finden ist. Heranwachsende werden beide Bücher zu lesen imstande sein, der reifere Mensch aber sollte zwischen den Jahren mit etwas Glück einen jüngeren finden, der ihm die eine oder andere Erzählung vorliest. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Liebe, und nach dem, was ich habe erahnen können, scheinen Ringelnatz' Erzählungen nicht allzu lang und wirklich recht unterhaltsam zu sein.

Joachim Ringelnatz: "Sämtliche Gedichte", "Sämtliche Erzählungen". Diogenes Verlag, Zürich 2003. 2 Bände, 354 S. und 856 S., Abb., Kass., geb., 29,90 [Euro].

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