Vorhang auf für Romeo und Julia, das berühmteste Liebespaar der Welt! Diesmal sind die beiden Liebenden aus Shakespeares Tragödie von der Bühne herabgestiegen – direkt ins Bilderbuch: Die kindgerechte Fassung des Dramas in der Reihe Weltliteratur für Kinder entführt kleine und große Leser in die prachtvollen Adelspaläste Veronas, wo die beiden Familien Capulet und Montague in erbitterter Feindschaft leben. Kindgerecht-spannend und einfühlsam zugleich wird von der schicksalhaften Begegnung zwischen Romeo und Julia erzählt, vom Beginn ihrer verbotenen Liebe und schließlich von einem tragischen Missverständnis. Eine ergreifende Geschichte mit zauberhaften Bildern von Christa Unzner, die zeigt, dass große Klassiker auch schon für Kinder spannend sein können – und märchenhaft schön!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.09.2003Romeo und Julia für Kinder
Shakespeares berühmtes Bühnenstück in einer Nacherzählung von Barbara Kindermann
Wie erzählt und zeichnet man eine der berühmtesten Liebestragödien der Theaterbühne in einem Buch für Jugendliche? Welche Worte und Bilder findet man heute für William Shakespeares Bühnenstück Romeo und Julia? Jeder kennt die Geschichte der beiden Liebenden. Von Shakespeares kraftvoller, bildhafter, auch komischer Sprache, in Sonettform gefasst, geht in der Neuerzählung von Barbara Kindermann unumgänglich viel verloren, denn der Wechsel in die erzählende Prosa zwingt zur Kürzung, Vereinfachung und Distanzierung. Darin liegt aber zugleich die Chance, den hochdramatischen Stoff neu zu entdecken, ihm die Aura hoher Literatur zu nehmen und doch den Kern zu erhalten. Denn die Kurzform von Romeo und Julia bewahrt zentrale Handlungselemente, Motive und Stimmungen und übernimmt an dramaturgisch wichtigen Stellen das Original (in deutscher Übersetzung). Wenn Julia erfährt, dass sie sich gerade in den Sohn der verhassten Montagues verliebt hat, so lesen wir „O Wunderwerk! Ich fühle mich getrieben, den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben.”
Zu Barbara Kindermanns Text treten die Zeichnungen von Christa Unzner. Sie verleiht ihren Bildern den Charakter von offenen Bühnenskizzen, die zunächst wie flüchtige, unfertige Kommentare zu der Handlung wirken, und legt mehrere Bildschichten an, die sich überlagern und verdichten. Auf braunroten Aquarellflächen tauchen Andeutungen von Kulissen auf, die auf den Schauplatz des Stückes, das mittelalterliche Verona, verweisen. Darin tummeln sich Menschenmengen, mit der Feder rasch auf das eingefärbte Papier gesetzt. Die Leichtigkeit dieser Probezeichnungen erlaubt es, Körper und Gesichter an manchen Stellen auch übereinander zu zeichnen. Erst die Hauptpersonen der Szenen werden dann genauer und plastischer herausgearbeitet, treten aus dem grafischen Netzwerk hervor. So wird die scheinbar tote Julia, vom Zaubertrank vorübergehend ohnmächtig, in den Mittelpunkt des Bildes gerückt wird; Gesicht und Haare werden farblich und plastisch herausmodelliert, während die weinenden Personen als grafischer Rahmen um sie herum gruppiert sind. Bild und Text gehen in solchen Knotenpunkten eine äußerst dynamische Beziehung ein – die Knappheit des Textes verknüpft sich mit der Dramatik des Bildes. Eine weitere Bildschicht entsteht, wenn Christa Unzner Zitate aus dem Erzähltext aufgreift und sie mit steiler, geschwungener Handschrift noch einmal in ihre Bilder hineinschreibt. So nehmen die Bilder den Charakter von alten Dokumenten an, verweisen zurück auf die Geschichte und geben der Erzählung zugleich etwas sehr Persönliches, Intimes. Wer nicht nur nach den Spuren Shakespeares sucht, sondern die Handschrift von Erzählerin und Zeichnerin ausdeutet, erlebt eine große Geschichte zwischen Liebe, Hass und Tod. (ab 12 Jahre)
JENS THIELE
BARBARA KINDERMANN: Romeo und Julia. Erzählt nach William Shakespeare. Mit Illustrationen von Christa Unzner. Kindermann Verlag 2003. 72 Seiten, 15,50 Euro.
Mein Name ist unwichtig, nenn mich Liebster, so bin ich neu getauft.
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Shakespeares berühmtes Bühnenstück in einer Nacherzählung von Barbara Kindermann
Wie erzählt und zeichnet man eine der berühmtesten Liebestragödien der Theaterbühne in einem Buch für Jugendliche? Welche Worte und Bilder findet man heute für William Shakespeares Bühnenstück Romeo und Julia? Jeder kennt die Geschichte der beiden Liebenden. Von Shakespeares kraftvoller, bildhafter, auch komischer Sprache, in Sonettform gefasst, geht in der Neuerzählung von Barbara Kindermann unumgänglich viel verloren, denn der Wechsel in die erzählende Prosa zwingt zur Kürzung, Vereinfachung und Distanzierung. Darin liegt aber zugleich die Chance, den hochdramatischen Stoff neu zu entdecken, ihm die Aura hoher Literatur zu nehmen und doch den Kern zu erhalten. Denn die Kurzform von Romeo und Julia bewahrt zentrale Handlungselemente, Motive und Stimmungen und übernimmt an dramaturgisch wichtigen Stellen das Original (in deutscher Übersetzung). Wenn Julia erfährt, dass sie sich gerade in den Sohn der verhassten Montagues verliebt hat, so lesen wir „O Wunderwerk! Ich fühle mich getrieben, den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben.”
Zu Barbara Kindermanns Text treten die Zeichnungen von Christa Unzner. Sie verleiht ihren Bildern den Charakter von offenen Bühnenskizzen, die zunächst wie flüchtige, unfertige Kommentare zu der Handlung wirken, und legt mehrere Bildschichten an, die sich überlagern und verdichten. Auf braunroten Aquarellflächen tauchen Andeutungen von Kulissen auf, die auf den Schauplatz des Stückes, das mittelalterliche Verona, verweisen. Darin tummeln sich Menschenmengen, mit der Feder rasch auf das eingefärbte Papier gesetzt. Die Leichtigkeit dieser Probezeichnungen erlaubt es, Körper und Gesichter an manchen Stellen auch übereinander zu zeichnen. Erst die Hauptpersonen der Szenen werden dann genauer und plastischer herausgearbeitet, treten aus dem grafischen Netzwerk hervor. So wird die scheinbar tote Julia, vom Zaubertrank vorübergehend ohnmächtig, in den Mittelpunkt des Bildes gerückt wird; Gesicht und Haare werden farblich und plastisch herausmodelliert, während die weinenden Personen als grafischer Rahmen um sie herum gruppiert sind. Bild und Text gehen in solchen Knotenpunkten eine äußerst dynamische Beziehung ein – die Knappheit des Textes verknüpft sich mit der Dramatik des Bildes. Eine weitere Bildschicht entsteht, wenn Christa Unzner Zitate aus dem Erzähltext aufgreift und sie mit steiler, geschwungener Handschrift noch einmal in ihre Bilder hineinschreibt. So nehmen die Bilder den Charakter von alten Dokumenten an, verweisen zurück auf die Geschichte und geben der Erzählung zugleich etwas sehr Persönliches, Intimes. Wer nicht nur nach den Spuren Shakespeares sucht, sondern die Handschrift von Erzählerin und Zeichnerin ausdeutet, erlebt eine große Geschichte zwischen Liebe, Hass und Tod. (ab 12 Jahre)
JENS THIELE
BARBARA KINDERMANN: Romeo und Julia. Erzählt nach William Shakespeare. Mit Illustrationen von Christa Unzner. Kindermann Verlag 2003. 72 Seiten, 15,50 Euro.
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