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Auf der Venus-Messe in Berlin fotografiert die sexgeile Meute die Genitalien einer sich mit einem Dildo auf der Bühne befriedigenden Pornodarstellerin, in einem Sexkino masturbieren die Männer in vermeintlicher Ungestörtheit und in einem Swingerclub wird Nudelsalat zu laszivem Pärchen-Gefummel feilgeboten.
Versetzt mit essayistischen Gedankenaperçus erweisen sich die einzelnen Episoden als durchaus geistreich und anregend. Jedoch verfällt das Buch genau in jenen Voyeurismus, den die Autorin mit allzu erwartbar feministischer Grundhaltung zu kritisieren bemüht ist. Am Ende gilt wohl für die Vermarktung: Sex sells, immer und mit hohem Erfolg! Für herausragende Literatur darf und muss man aber mehr erwarten.
© BÜCHERmagazin, Björn Hayer
Als sie noch klein war, fiel ihr ein Sexshop auf. Sie wusste nicht, um was für ein Geschäft es sich handelte, aber es war ihr klar, dass es anders wirkte als die Läden der Umgebung. Denn anders war der Umgang der Erwachsenen mit dem Shop. Später, als junge Frau, hat Nora Bossong einen Blick in das Geschäft getan. Der Umgang der Menschen mit der Sexualität, angesiedelt irgendwo zwischen Befreiung und Warencharakter, hat die Schriftstellerin so interessiert, dass sie sich nach mehreren Romanen und Gedichtbänden auf eine Erkundungsreise durch die Erlebniswelten begeben hat, die Männer und Frauen unserer Zeit sich zum Gewinn von Lust und Geld eingerichtet haben: Stripclubs, Sexmessen, Swingerclubs, Darkrooms, Laufhäuser, Straßenstrich. Im Februar ist "Rotlicht" bei Hanser erschienen, am Dienstag stellt die 1982 in Bremen zur Welt gekommene Bossong ihren Band im Hessischen Literaturforum vor. Am Sitz des Forums im dritten Stock des Frankfurter Künstlerhauses Mousonturm spricht sie von 20 Uhr an darüber, was Männer und Frauen von all dem haben. Und was sie davon hält.
balk.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
"'Rotlicht': Unter diesem Titel hat Nora Bossong ein höchst lesenswertes Buch über ihre Expeditionen in die Welt der käuflichen Lust veröffentlicht." Oliver Pfohlmann, SWR2 "Die Buchkritik", 31.03.17
"Nora Bossongs Reportagen faszinieren, weil hier eine Frau die Spielregeln verletzt und zur Störenfriedin wird - und sogar die Grenze überschreitet und sich als Frau selbst Lust kauft. (...) Ein großes Leseerlebnis also, auch wegen der vielen klugen Reflexionen und Nora Bossongs genauem Blick für allgegenwärtige Brüche und irritierende Details." Oliver Pfohlmann, SWR 2 "Die Buchkritik", 31.03.17
"Bossong zeichnet in 'Rotlicht' ein facettenreiches Bild der erotischen Parallelwelt." Sandrine Gehriger, NZZ am Sonntag, 26.03.17
"Sie erzählt auf eine Art und Weise, die bestechend ist. (...) Die Erotik in diesem Buch hat eine enorme Tragik, ohne dass es in Bedauern umschlagen würde oder in Mitleid mit den Beteiligten." Ulrich Sonnenschein, hr2 kultur, 22.03.17
"Nora Bossong ist keine stille Beobachterin. Mutig übergeht sie Grenzen, kauft sogar Dienste, und beschreibt analytisch scharf, was der Kauf von Lust mit ihr selbst und mit der Beziehung zum Gegenüber macht. ... 'Rotlicht' ist eine radikale Reportage und ein fantastisch geschriebener Essay, in dem der weibliche Blick männliche, entwürdigende Machtstrukturen entlarvt." Susanne Schürmanns, WDR Fernsehen "Westart live", 13.03.17
"Nach der Lust bleibt eine große Traurigkeit. Nora Bossong hat ein Buch geschrieben, das toll zu lesen und im Abgang schwer zu ertragen ist. Der Eintrittspreis für ihre große Reportage, die Licht ins Rotlicht bringen will, ist auf den ersten Blick nicht hoch: sie schreibt elegant-essayistisch, klar und mit dezentem Witz." Katrin Schumacher, MDR Kultur "Sachbuch der Woche", 08.03.17
"Nora Bossong schafft es, ihre Beobachtungen nicht voyeuristisch wirken zu lassen. 'Rotlicht' ist wie ein Dokumentarfilm, der ohne billige Effekte auskommt. Und der nicht dabei stehenbleibt, Beobachtungen wiederzugeben, sondern immer wieder darüber reflektiert, was hinter den rotlackierten Türen vor sich geht." Andreas Heimann, stern.de, 01.03.17
"Sprachlich brillant. (...) Ein Sittenporträt über eine Tabuzone, die uns eigentlich egal ist, aber Nora Bossong fordert uns auf, genauer hinzuschauen." rbb "Stilbruch", 23.02.17
"Diese Reportagen aus der Welt der käuflichen Lust zeichnen ein eindrucksvolles und deprimierendes Bild, sie sind gut geschrieben, beobachten genau und beurteilen klug." Manuela Reichart, Deutschlandradio Kultur, 23.02.17
" 'Rotlicht' hat das Zeug zum neuen (nicht nur feministischen) Standardwerk, wenn es um das Geschäft mit Sexualität geht - und die Rolle der Frauen dabei. Das liegt vor allem an der analytischen Schärfe, mit der Nora Bossong zu Werke geht. (...) Ein astreines Mittel gegen das Gschamig-Sein. Und damit hochpolitisch: Denn nur wer genau hinschaut, kann ungerechte Strukturen bekämpfen." Anne Haeming, Spiegel Online, 22.02.17
" 'Rotlicht' ist ein Hybrid, Reportage und literarischer Essay, der auf hohem Reflexionsniveau konkret bei seinem Gegenstand bleibt. (...) Nora Bossong ist auch in ihren Romanen eine Autorin mit starker Anbindung an gesellschaftliche Realitäten. 'Rotlicht' erscheint als eine konsequente Fortschreibung." Christoph Schröder, Süddeutsche Zeitung, 23.02.17