Magisterarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,7, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutsches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Unsere Sprachgewohnheiten, unsere Begriffe und Bilder, die wir verwenden bestimmen letztlich, wie wir die Welt wahrnehmen. Unsere Sprache modelliert wesentlich unsere Vorstellungswelt. Aus der Sprache der Räuber und Vaganten, dem Rotwelsch, können wir viel über ihr Leben und ihre Umwelt erfahren. Diese sogenannte Gaunersprache, entwickelten die entlassenen Söldner im 12 und 13. Jahrhundert aus dem Mittelhochdeutschen (Mhd.). Das Rotwelsch besitzt ein reiches Vokabular für Gebiete, die Bettler, Gauner und Räuber, angehen, denn die Sprache wurde hauptsächlich vom fahrenden Volk, Gesindel, von Taschen- und Glücksspielern seit Jahrhunderten verwendet und ist teilweise heute noch erhalten, was diese Arbeit aufzuzeigen versuchen wird. Der Wortschatz ist für Außenstehende und Nichteingeweihte unverständlich und geheim. Bei der Wortschöpfung wurden zum einen Wörter aus der deutschen Sprache umgedeutet oder umfunktioniert sowie ungebräuchliche, wenig bekannte Ausdrücke aufgegriffen. Zum anderen wurden fremdsprachliche Wörter übernommen, denn das fahrende Volk kam vor allem mit der Sprache jüdischer Händler und Hausierer, dem Jiddisch, in Berührung, welches seinerseits für die Mehrheit der Bevölkerung unverständliche hebräische Wörter aus dem religiösen Bereich enthält. Hebräische Wörter und Entlehnungen gelangten so über das Jiddische in die Geheimsprache dieser Randgruppe. Es ergaben sich witzige bis boshafte Umdeutungen. Die Wörter setzten sich aber auch aus zigeunerischen und italienischen Ausdrücken zusammen bzw. sind es heute noch. In diesem Zusammenhang ist die Untersuchung der Lebenssituationen dieser besonderen Gruppen, d.h., Vaganten, Räuberbanden, Juden und Zigeuner, nicht von minderer Wichtigkeit. Das Rotwelsch erlebte sein hoch vor allem im 18. aber auch im angehenden 19. Jh. Ursache hierfür war das Ausmaß der Armut in der Frühen Neuzeit. Etwa 10% der Bevölkerung gehörten zu den beständig armen Menschen, weitere 20% gehörten der unterprivilegierten Gesellschaftsschicht an, die je nach Konjunktur in die Armut hineingesogen werden konnten, so daß zu Krisenzeiten bis zu 80% der Bevölkerung potentiell von Armut bedroht waren. Der Kampf gegen die Bettelei, den Diebstahl, den Warenschmuggel, die Landstreicherei oder die Prostitution war ein wichtiges sozialpolitisches Thema der Frühen Neuzeit. Juden, Zigeuner, Landstreicher, Diebe, Räuberbanden und Prostituierte wurden allesamt ¿in einen Topf geworfen`. [...]
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