Habt ihr schon einmal einen Fantasyroman gelesen, in dem der Held sich nicht in die Prinzessin verliebt, sondern in den Königssohn? Mit seinem Jugendbuch „Rowan & Ash – Labyrinth aus Schatten und Magie“ schlägt Autor Christian Handel genau diesen Weg ein und hat mich mit seiner queeren
Liebesgeschichte komplett begeistert. Doch nicht nur dieser Aspekt ist großartig, sondern auch das ganze…mehrHabt ihr schon einmal einen Fantasyroman gelesen, in dem der Held sich nicht in die Prinzessin verliebt, sondern in den Königssohn? Mit seinem Jugendbuch „Rowan & Ash – Labyrinth aus Schatten und Magie“ schlägt Autor Christian Handel genau diesen Weg ein und hat mich mit seiner queeren Liebesgeschichte komplett begeistert. Doch nicht nur dieser Aspekt ist großartig, sondern auch das ganze Drumherum ist stimmig: Der Plot, die Figuren, das Setting, der Schreibstil. Ein Roman voller Abenteuer, Herz und Humor.
Die Geschichte wird insbesondere von der Figur Rowan getragen. Als Leser ist man ganz nah dran an seinen Gefühlen, Gedanken, Ängsten und Sorgen. Er befindet sich auf dem Weg zur Kronprinzessin Alyss, seiner Verlobten, und er ist überzeugt, seiner Verpflichtung nachkommen zu wollen. Gleichzeitig ist da sein Herz, das beim Anblick von Königssohn Ash einige Kapriolen schlägt. Doch Männer, die andere Männer lieben, werden geächtet, ausgestoßen und beschimpft. Diese Neigung ist demnach falsch und gegen die Natur, dessen ist sich Rowan sicher. Er hadert mit seinem Schicksal und versucht, Ash zu vergessen. Ich litt sehr mit ihm, denn jegliche Zweifel von Rowan lassen sich vollkommen nachempfinden.
Der innere Konflikt existiert ganz klar nicht (nur) der Dramaturgie wegen, man spürt, dass Christian Handel das Thema Queerness wichtig ist. Sanft, einfühlsam, respektvoll und ernsthaft beschreibt er, wie sich Rowan zu Ash hingezogen fühlt und wie vehement er versucht, sich gegen diese Gefühle zu wehren. Es ist sofort klar, dass es dem Autor nicht um den Reiz einer verbotenen Liebe geht. Das hebt „Rowan & Ash“ sehr von vielen Young und New Adult Romanen ab, in denen genau solche verbotenen Lieben eine Rolle spielen. Das hat natürlich eine absolute Daseinsberechtigung, doch der sensible Umgang mit dem Thema ist schon etwas Besonderes.
Auch wenn man es jetzt anders vermuten mag, die Liebesgeschichte nimmt nicht überhand. Sie ist sehr angenehm dosiert und harmonisch im großartigen Plot eingewoben. Einem Plot, der gegen Ende übrigens mit einem extrem unerwarteten Twist überrascht! Das hatte ich nicht kommen sehen.
Doch zuvor stehen die Regierenden des Landes vor einem großen Problem: Die Magie auf der Insel Iriann hat seinen Ursprung im Schattenlabyrinth, einem einst von Elfen erbauten, herrlichen Schloss, von dem nunmehr nichts als eine verkohlte und unheimliche Ruine übrig geblieben ist, in dem die Schwarze Königin in einem tiefen Schlaf liegt. Wenn sie sich regt, rollen Wellen von Magie durch das Land, durch die wertvolle Artefakte der Elfen aufgeladen werden, die sich die Menschen zunutze gemacht haben. Gleichzeitig aber streifen vermehrt Schattenkreaturen durch das Land und der Hexenbrand, eine tödliche Krankheit, breitet sich aus.
Nun droht die Schwarze Königin tatsächlich aufzuwachen und eine Entscheidung muss getroffen werden. Soll das Labyrinth versiegelt werden, so dass auch die Quelle der Magie versiegt, oder sollte man das Risiko eingehen abzuwarten?
Ab der Hälfte entwickelt „Rowan & Ash“ eine ungemein starke Sogkraft. Sowohl die Geschichte als auch die Beziehung von Rowan und Ash gewinnen immer mehr an Kraft und Intensität. Die beiden sind beinahe die neuen Magnus und Alec! Zudem gewinnt man nicht den Eindruck, man habe dergleichen schon tausendmal gelesen. Das liegt maßgeblich daran, dass der Autor von gängigen Klischees Abstand hält, seine Figuren sind individuell, ebenso wie der Plot zu überraschen weiß. Einziger Kritikpunkt ist das etwas abrupte Ende. Hier hätten durchaus noch einige weitere Szenen folgen können, damit die Geschichte richtig ausklingt. So wirkte es auf mich unvollständig, da viele Konflikte ungelöst bleiben. Andererseits bleibt so natürlich Raum für die eigene Fantasie.