«Eine packende Geschichte über Freundschaft und Liebe.» WAZ Marc und Roy waren einmal beste Freunde. Bis sie sich in dieselbe Frau verliebten. Jahre später muss Marc zurück nach München, zu Roys Beerdigung. Er blickt zurück auf sein halbes Leben, Freundschaften, Lieben. München, Achtzigerjahre: Marc wächst in der Doppelhaussiedlung auf. Er will ausbrechen, Schauspieler werden, die Welt erobern. Die liegt seinem Freund, dem Industriellensohn Roy - eigentlich Robert -, schon zu Füßen. Die beiden träumen und hoffen, wachsen aneinander, aber auch hinein in eine Glamourwelt, die sich in der Edeldisco «Roxy» trifft. Sie feiern das Dasein. Sie lernen die umwerfende Carolin kennen, die alles verändert. Und sie merken: die Linien zwischen Freundschaft und Rivalität sind manchmal dünn. Packend und zugleich mit großer Leichtigkeit erzählt der Schauspieler Johann von Bülow in seinem vom Leben inspirierten Roman von Schicksal und Zufall, von Jugend und Freundschaft, vom luxuriösen Unglück des Reichtums und der Wucht echter Entscheidungen - kurz: davon, was wirklich zählt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2023Jedem ein Skateboard
Johann von Bülows Debütroman "Roxy"
Marc ist auf dem Weg zur Beerdigung seines ehemals besten Freundes Roy. Auf der Autofahrt nach München blickt er auf sein halbes Leben zurück - und auf die Freundschaft mit dem Verstorbenen. Seit der ersten Begegnung in der Schule war der introvertierte Marc von der Leichtigkeit, mit der dieser Draufgänger, der eigentlich Robert heißt, durchs Leben glitt, fasziniert. Eine enge, komplizierte Freundschaft entstand. Während Marc, der aus einfachen Verhältnissen kommt, nach dem Abi aus seiner Welt auszubrechen versuchte, indem er Schauspieler wurde, hatte der aus einer vermögenden Familie stammende Roy von Geburt an alle Möglichkeiten. Marc beneidet ihn nicht nur wegen dessen finanzieller Unabhängigkeit. Noch mehr ist es Roys Selbstsicherheit, sein Elan, Dinge anzupacken, was Marc oft an sich selbst vermisst. Der schmale Grat zwischen Freundschaft und Konkurrenz ist es, der die Beziehung zwischen beiden ausmacht - und sie letztlich zerstört.
Retrospektiv nimmt Johann von Bülow den Leser mit in Marcs junges Erwachsenenleben, ins München der Achtzigerjahre. Wir begleiten ihn und Roy ins "Wohnzimmer ihrer Jugend", das "Roxy". Als Schauplatz mancher durchzechter Nächte spielt der titelgebende Club allerdings nicht eine so zentrale Rolle wie erwartet. Anders als eine Europareise auf der Luxusyacht von Roys Vater. Gemeinsam mit zwei anderen Freunden verbringen die zwei Jugendlichen dort ihren letzten Sommer vor dem Abitur. In einem spanischen Club trifft Marc auf Carolin, die gerade als Model durch Europa tourt. Fortan geht sie Marc nicht mehr aus dem Kopf. Wie sollte es anders sein: eine Sommerbekanntschaft, die alles verändern wird.
Doch so vorhersehbar die Geschichte bis dahin erscheint, verläuft sie nicht weiter. Die wachsende Beziehung zwischen Carolin und Marc verleiht den eher blassen Figuren mehr Farbe. Marc, dessen Angst vor Zurückweisung und mangelndes Selbstvertrauen ihm in entscheidenden Augenblicken im Wege stehen, hegt den Wunsch, sich zu verändern: "Muss man sein Leben lang der sein, als der man geboren wurde? Wie viel Freiheit besitzen wir überhaupt, uns weiterzuentwickeln? Wer legt das eigentlich alles fest, wer man ist?"
Das sind Fragen, die natürlich nicht unbedingt durch Originalität bestechen, die sich aber wohl jeder schon einmal während der Adoleszenz gestellt hat. Dass Marc beschließt, Schauspieler zu werden, überrascht nicht. Was seine Großmama über seinen Berufswunsch denkt, hingegen schon. "Gute Schauspieler müssen leere Gefäße sein, ohne eigenen Inhalt. Erst, wenn man die Gedanken anderer, tatsächlich kluger Leute in sie hineinschüttet, kommen sie zur Geltung."
Und so, wie die Beziehung zu Carolin ein Auf und Ab ist, verläuft auch Marcs Freundschaft zu Roy nicht geradlinig: "Er zog sich einen freien Stuhl heran, setzte sich direkt neben Carolin und fing an, sich mit ihr zu unterhalten. Einfach so. Marc konnte es nicht fassen. Und hasste sich dafür, dass er selbst wie gelähmt sitzen blieb."
Umso ergreifender ist für Marc die emotionale Reise, auf die er sich begibt: zu dem verstorbenen Freund, zu dem zuletzt Funkstille herrschte. Und so mischt sich in den eintönigen Coming-of-Age-Klang eine schwermütige Melodie. Es geht um verpasste Chancen und darum, die verbleibende Zeit mit jenen Menschen zu verbringen, die einem wichtig sind. Es scheint kein Zufall zu sein, dass Marc und Carolin immer wieder Milan Kunderas Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" zur Hand nehmen.
Obwohl regelmäßig Namen von Schauspielern, Filmen und Songs aus den Achtzigern eingestreut werden, mag das Gefühl, das der Autor zu vermitteln versucht, nicht richtig ankommen: "Nachdem sie 'Zurück in die Zukunft' gesehen hatten, musste jeder sofort ein Skateboard haben wie das im Film. Beide trugen Daunenweste und rot-weiße Nikes, wie Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox." Während man bei solchen Beschreibungen gelegentlich abschweift und eine logischere Erzählstruktur dem Roman gutgetan hätte, hallt das versöhnliche Ende doch noch länger nach. ANNA-LOUISA SCHÖNFELD
Johann von Bülow: "Roxy". Roman.
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2023. 336 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Johann von Bülows Debütroman "Roxy"
Marc ist auf dem Weg zur Beerdigung seines ehemals besten Freundes Roy. Auf der Autofahrt nach München blickt er auf sein halbes Leben zurück - und auf die Freundschaft mit dem Verstorbenen. Seit der ersten Begegnung in der Schule war der introvertierte Marc von der Leichtigkeit, mit der dieser Draufgänger, der eigentlich Robert heißt, durchs Leben glitt, fasziniert. Eine enge, komplizierte Freundschaft entstand. Während Marc, der aus einfachen Verhältnissen kommt, nach dem Abi aus seiner Welt auszubrechen versuchte, indem er Schauspieler wurde, hatte der aus einer vermögenden Familie stammende Roy von Geburt an alle Möglichkeiten. Marc beneidet ihn nicht nur wegen dessen finanzieller Unabhängigkeit. Noch mehr ist es Roys Selbstsicherheit, sein Elan, Dinge anzupacken, was Marc oft an sich selbst vermisst. Der schmale Grat zwischen Freundschaft und Konkurrenz ist es, der die Beziehung zwischen beiden ausmacht - und sie letztlich zerstört.
Retrospektiv nimmt Johann von Bülow den Leser mit in Marcs junges Erwachsenenleben, ins München der Achtzigerjahre. Wir begleiten ihn und Roy ins "Wohnzimmer ihrer Jugend", das "Roxy". Als Schauplatz mancher durchzechter Nächte spielt der titelgebende Club allerdings nicht eine so zentrale Rolle wie erwartet. Anders als eine Europareise auf der Luxusyacht von Roys Vater. Gemeinsam mit zwei anderen Freunden verbringen die zwei Jugendlichen dort ihren letzten Sommer vor dem Abitur. In einem spanischen Club trifft Marc auf Carolin, die gerade als Model durch Europa tourt. Fortan geht sie Marc nicht mehr aus dem Kopf. Wie sollte es anders sein: eine Sommerbekanntschaft, die alles verändern wird.
Doch so vorhersehbar die Geschichte bis dahin erscheint, verläuft sie nicht weiter. Die wachsende Beziehung zwischen Carolin und Marc verleiht den eher blassen Figuren mehr Farbe. Marc, dessen Angst vor Zurückweisung und mangelndes Selbstvertrauen ihm in entscheidenden Augenblicken im Wege stehen, hegt den Wunsch, sich zu verändern: "Muss man sein Leben lang der sein, als der man geboren wurde? Wie viel Freiheit besitzen wir überhaupt, uns weiterzuentwickeln? Wer legt das eigentlich alles fest, wer man ist?"
Das sind Fragen, die natürlich nicht unbedingt durch Originalität bestechen, die sich aber wohl jeder schon einmal während der Adoleszenz gestellt hat. Dass Marc beschließt, Schauspieler zu werden, überrascht nicht. Was seine Großmama über seinen Berufswunsch denkt, hingegen schon. "Gute Schauspieler müssen leere Gefäße sein, ohne eigenen Inhalt. Erst, wenn man die Gedanken anderer, tatsächlich kluger Leute in sie hineinschüttet, kommen sie zur Geltung."
Und so, wie die Beziehung zu Carolin ein Auf und Ab ist, verläuft auch Marcs Freundschaft zu Roy nicht geradlinig: "Er zog sich einen freien Stuhl heran, setzte sich direkt neben Carolin und fing an, sich mit ihr zu unterhalten. Einfach so. Marc konnte es nicht fassen. Und hasste sich dafür, dass er selbst wie gelähmt sitzen blieb."
Umso ergreifender ist für Marc die emotionale Reise, auf die er sich begibt: zu dem verstorbenen Freund, zu dem zuletzt Funkstille herrschte. Und so mischt sich in den eintönigen Coming-of-Age-Klang eine schwermütige Melodie. Es geht um verpasste Chancen und darum, die verbleibende Zeit mit jenen Menschen zu verbringen, die einem wichtig sind. Es scheint kein Zufall zu sein, dass Marc und Carolin immer wieder Milan Kunderas Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" zur Hand nehmen.
Obwohl regelmäßig Namen von Schauspielern, Filmen und Songs aus den Achtzigern eingestreut werden, mag das Gefühl, das der Autor zu vermitteln versucht, nicht richtig ankommen: "Nachdem sie 'Zurück in die Zukunft' gesehen hatten, musste jeder sofort ein Skateboard haben wie das im Film. Beide trugen Daunenweste und rot-weiße Nikes, wie Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox." Während man bei solchen Beschreibungen gelegentlich abschweift und eine logischere Erzählstruktur dem Roman gutgetan hätte, hallt das versöhnliche Ende doch noch länger nach. ANNA-LOUISA SCHÖNFELD
Johann von Bülow: "Roxy". Roman.
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2023. 336 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Anna-Louisa Schönfeld ist nicht wirklich überzeugt von Johann von Bülows aus der Retrospektive erzählter Coming-of-Age-Story um zwei Münchner Freunde in den achtziger Jahren. Die "komplizierte Freundschaft" der beiden recht unterschiedlichen Figuren scheint ihr nicht genügend herausgearbeitet zu sein, auch wenn die anfängliche Vorhersehbarkeit der Geschichte in einige Überraschungen mündet, wie sie erklärt. Die Themen Adoleszenz, Freundschaft, erste Liebe und verpasste Chancen behandelt der Autor laut Schönfeld durchaus mit schwermütiger Tönung, aber ohne die Gefühle der Figuren glaubhaft zu vermitteln. Die Erzählstruktur des Romans findet die Rezensentin mitunter nicht logisch genug.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein hinreißender Roman ... ein Vergnügen. Nürnberger Nachrichten 20230417
»Bei fremden Texten - seien es Romane oder Hörspiele - hat Johann von Bülow sein Können schon oft unter Beweis gestellt. Nun auch bei seinem eigenen und der kann sich wirklich hören lassen.« Leonie Berger SWR 2 20230616