Perfekter Regionalkrimi – tolles Romandebüt
Detailreiche Beschreibungen und gut ausgearbeitete Charaktere machen das Buch aus
Dieser Roman von Dagmar Rosenbauer hat mich interessiert, weil ich die Prignitz recht gut kenne – fast alle genannten Orte habe ich bereits einmal besucht. Umso mehr
habe ich die detailreichen Schilderungen genossen, man springt wirklich in die Gegend hinein beim…mehrPerfekter Regionalkrimi – tolles Romandebüt
Detailreiche Beschreibungen und gut ausgearbeitete Charaktere machen das Buch aus
Dieser Roman von Dagmar Rosenbauer hat mich interessiert, weil ich die Prignitz recht gut kenne – fast alle genannten Orte habe ich bereits einmal besucht. Umso mehr habe ich die detailreichen Schilderungen genossen, man springt wirklich in die Gegend hinein beim Lesen! Ebenso ging es mir mit den beiden Protagonisten Marley und Richard Said. Im Laufe des Buches erfuhr man immer mehr aus ihrem Leben, so dass man schließlich meinte, zu wissen, wie sie ticken, wie sie jetzt handeln würden.
Worum geht es?
Beim Abräumen einer Rübenmiete in einem kleinen brandenburgischen Dorf wird der teilweise verweste Leichnam einer jungen Frau gefunden.
Marley Leonhardt, neue Polizeichefin in Neuruppin, muss sich Respekt und Anerkennung erst erarbeiten, denn sie ist von außerhalb dorthin gekommen, hatte vorher eher einen „Schreibtischjob“ und wird zunächst einmal kritisch beäugt. Ihr Selbstbewusstsein ist zudem durch einige Kilos zu viel nicht das allerbeste und so möchte sie den Mordfall „Rübenmiete“ unbedingt lösen. Doch mit Ermittlungsarbeit hat sie bisher nicht viel zu tun gehabt...
Da trifft es sich gut, dass ihr am Tatort Richard Said Wagner, beurlaubter Polizeibeamter mit iranischen Wurzeln, über den Weg läuft. Dieser war Polizeisprecher bei der Berliner Polizei, ist aber aus mysteriösen, öffentlich nicht bekannten, Gründen abgetaucht – in die Prignitz, wo sich Clara, eine wohlhabende Investorin, die dabei ist, ein Schloss zu renovieren nicht nur um seine verwundete Seele kümmert. Das Verhältnis dieser beiden Personen (Clara und Richard) zueinander ist mir ein wenig suspekt.
Richard kennt alle Dorfbewohner, was Fluch und Segen zugleich bedeutet. Marley schlägt vor, gemeinsam den Fall zu lösen – aber Richard, der noch immer stark traumatisiert ist, fühlt sich eigentlich noch nicht bereit dazu. Seine direkte Vorgesetzte Verena, die auch eine Freundin von Marley ist, und Marley selbst schaffen es jedoch, ihn zu überreden, es zu wagen.
Marley und Richard sind zwar sehr verschieden, aber beide gelten als „Außenseiter“. Richard begegnet oft Skepsis aufgrund seines Aussehens und seiner Herkunft. Das Zusammenspiel der beiden ist interessant mitzuerleben.
Die Ermittlungsarbeit ist minutiös und realitätsgetreu dargestellt, dabei jedoch keineswegs langweilig; es werden Vermutungen und Spuren verfolgt, und dennoch enthüllt sich das wahre Motiv des Mordfalls erst spät. Obwohl ich einige Zusammenhänge vorab erkennen konnte, sind es die zahlreichen fein ausgearbeiteten Details, die schlussendlich die Aufklärung ermöglichen.
Dazwischen gibt es auch sehr private Momente der beiden Ermittler, wobei Marley bei mir im letzten Drittel einige Sympathiepunkte einbüßte. Aber beide Protagonisten sind „aus Fleisch und Blut“, sehr nahbar und menschlich!
Das Buch hat mir von Anfang bis Ende gut gefallen. Gut lesbar, trotz der teilweise langen Kapitel und des etwas dichten Textes mit zu wenigen Absätzen. Es erforderte eine gewisse Eingewöhnung, da es hauptsächlich beschreibend war, abwechselnd aus der Perspektive von Marley und Richard sowie anderen Charakteren, mit relativ wenigen Dialogen. Dies beeinträchtigte gelegentlich die Dynamik und ließ es manchmal eher wie einen Bericht erscheinen
So habe ich auch das Buch weniger als spannenden Pageturner denn als unterhaltsame Geschichte um einen tragischen Todesfall in der Prignitz empfunden. Es war so realitätsnah, dass es mich manchmal eher an eine TrueCrime Dokumentation erinnert hat.
Da mir die Ermittler sehr ans Herz gewachsen sind und das Ende des Buchs auch vermuten lässt, dass es weitergeht, hoffe ich sehr auf einen weiteren Fall in der Prignitz!
Ich vergebe 4,5 Sterne (ein kleiner Abzug wegen mangelnder Spannung), runde jedoch gerne auf 5 Sterne auf und empfehle das Buch allen, die Regionalkrimis mögen, die nicht brutal sind oder zum „Schmunzelkrimi“ oder Cosy Crime zählen, sondern einen Kriminalfall logisch und nachvollziehbar darstellen und lösen.