»Lange blieb er dort stehen, sah zu, wie das Nachtdunkel aus dem Tal stieg zum Himmel, wo im allerletzten Licht des Tages der Goldvogel seine erhabenen Kreise zog. Stellte sich vor, in dieses Tal einzudringen und durch die alten, feuchtbemoosten Straßen zu wandern, die greise Stadt langsam kennenzulernen, sie zu schmecken und zu riechen, sie zu ertasten und zu fühlen, in sie zu versinken, sich ihr hinzugeben, ihr die uralten Geheimnisse zu entreißen, die bei den ewig lichtlosen Fundamenten in feuchter Kälte ruhten und still darauf warteten, daß jemand sie aufweckte. Die Stadt, die sich ihm auf seiner Wanderschaft in den Weg stellte und die Bereitschaft hinausschrie, ihn zu empfangen.« (Hubert Katzmarz) Ein Wanderer ist auf der Suche, auf der Suche nach dem Ort, wo die Seelen aufbewahrt werden, bis ihre Zeit gekommen ist. So durchstreift er ruhelos seinen persönlichen, labyrinthischen Limbus, begegnet keiner Menschenseele, bis er endlich sein Ziel erreicht. Die Stationen seines Weges sind wie Bilder, die im Moment des Todes am inneren Auge vorbeiziehen. Hubert Katzmarz hat mit der letzten Geschichte, die er vor seinem frühen Ableben verfasste, den Grundstein gelegt, und Autorinnen und Autoren ließen sich von Bleiwenheim inspirieren und spinnen hier am Gewebe dieser Zwischenwelt weiter. Mit Geschichten von Gabriele Behrend, Uwe Durst, Andreas Fieberg, Barbara Hundgeburt, Jörg Isenberg, Hubert Katzmarz, Boris Koch, Thomas Le Blanc, Richard Lennek, Monika Niehaus, Ellen Norten, Rainer Schorm, Helga Schubert, Malte S. Sembten, Michael Siefener, Peter Stohl und Christian Thielscher. Titelbild & Illustrationen von Thomas Hofmann.
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