Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. Gustav Maurer erwachte von einem nagenden, bohrenden Schmerz in seinem Magen. Er richtete sich auf dem Strohlager auf, das er sich am Abend zuvor gemacht hatte, und starrte durch das schmale Fenster der verfallenen Scheune nach draußen. Seit er vor einer Woche seine Uhr gegen Brot und einige Wurstdosen getauscht hatte, lebte er quasi ohne Zeit, andererseits konnte er sich auf sein Gefühl verlassen, das ihm bis auf eine Stunde genau sagte, wie spät es war. Der Mann griff nach der Wasserflasche, die er neben sein provisorisches Lager gestellt hatte, und nahm einen langen Schluck. Bis auf ein paar angefaulte Äpfel hatte er seit über vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Es wurde allerdings höchste Zeit, daß er etwas in den Magen bekam. Woher nehmen und nicht stehlen, dachte er sarkastisch. Gut, er konnte am nächsten Morgen nach Tegernsee gehen und sich an das dortige Sozialamt wenden, um ein wenig Geld zu bekommen, aber er haßte es, bei Ämtern vorzusprechen. Es gab nur zwei Alternativen: Entweder, er mußte zusehen, daß er einen Gelegenheitsjob bekam, was sich als immer schwieriger erwies, oder er mußte betteln. Gustav beschloß, es erst einmal mit einem Gelegenheitsjob zu versuchen. Falls er keine Arbeit fand, konnte er sich immer noch mit seiner Mundharmonika und seinem Hut vor das Tegernseer Schloß setzen. Er preßte die Hände auf seinen Magen. Selbst, wenn er Glück hatte und einen Job fand, würde es noch endlos dauern, bis er etwas zu Essen bekam, nur so lange konnte er nicht mehr warten. Sein Magen machte ihm in letzter Zeit ohnehin Schwierigkeiten. Er brauchte etwas zwischen die Zähne! Gustav Maurer stand auf, packte seine wenigen Habseligkeiten in einen verschlissenen Rucksack, schnallte auf ihm die Decke fest, die schon so dünn geworden war, daß sie nur noch illusorische Wärme spendete, und verließ die Scheune. Sein Blick glitt den Berg hinunter nach Tegernsee. Bis auf die Straßenbeleuchtung lag die Stadt in tiefster Dunkelheit. Es war kalt, kälter, als man es in einer Oktobernacht erwarten durfte. Fröstelnd rieb er sich die Hände.
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