Der Naturforscher Georg Everhard Rumphius (1627-1702) war als Kaufmann in der niederländischen Ostindien-Kompanie tätig. Seine Texte D'Amboinsche Rariteitkamer (1705) und Het Amboinsche Kruid-boek (1741-1755) wurden bislang wissenschaftshistorisch als Beitrag zur botanischen und zoologischen Taxonomie archiviert und literaturhistorisch als Teil der niederländischsprachigen Kolonialliteratur kanonisiert. Die interdisziplinäre Studie analysiert die Produktion von Wissen anhand der naturhistorischen Texte von Rumphius. Die Texte und Illustrationen werden ausgehend von der Dynamik ihrer Entstehung auf der molukkischen Insel Ambon nach der Möglichkeit neuer Wissensräume zwischen dem heutigen Indonesien und Nordwesteuropa befragt, wobei Produktion und Rezeption naturkundlichen Wissens als Zirkulation im Kontakt asiatischer und europäischer Akteur*innen verstanden wird. Die Autorinnen analysieren Material und Medium abwechselnd aus geschichts- und literaturwissenschaftlicher Perspektive. Während sich die Untersuchung der Materialität Proben, Sammlungen und Büchern und den damit verbundenen Praktiken des Sammelns, Ordnens und Publizierens widmet, verorten die literaturwissenschaftlichen Textanalysen Rumphius' Texte gattungspoetisch und nehmen ihre Mehrstimmigkeit und Narrativität in den Blick. Auf diese Weise stellt das Buch einen wertvollen Beitrag zu einer Wissensgeschichte der europäischen kolonialen Unternehmungen des 17. und 18. Jahrhunderts dar.
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