Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Politik - Region: Russland, Note: 1,3, Universität Regensburg, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Presse ist seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine die russische Außenpolitik das dominierende Thema. Doch seit wann agiert Russland wieder offensiv in der Außenpolitik? Eine Folge des Zerfalls der Sowjetunion war, dass in den Zeiten des „Euroatlantismus“ die Weltordnung von der USA angeführt wurde und sich der Rechtsnachfolger Russland seine ehemalige Weltmachtstellung eingebüßt hat. Mit Wladimir Putins Amtsantritt änderte sich die Außenpolitik und die russischen Interessen wurden nach und nach wieder in den Vordergrund gerückt. Eine Weltordnung, in der nur die USA militärisch und ökonomisch tonangebend sind, war für Russland keine Option. Seine Ziele hatte Putin 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz angekündigt, auf welcher er klarmachte, dass Russland sich despektierlich behandelt fühlt und die unipolare Weltordnung kritisiert und deren Ende ankündigt. Er kritisierte eine Welt mit nur einem Patron, in welcher nur eine Macht die Entscheidungen trifft und machte seinen Unmut über das Verhalten des Westens deutlich. Es folgte 2008 der Fünftagekrieg, welcher keinen Zweifel mehr über Russlands neue außen- und sicherheitspolitischen Ambitionen mehr lies. Mit der späteren Anerkennung Abchasiens und Südossetiens ist der Kreml dann noch ein Stück weitergegangen und zeigte, dass Russland bereit ist, seine Interessen notfalls militärisch durchzusetzen. Über die Motive Russlands gibt es in der Literatur verschiedene Ansichten und die Autoren: innen nähern sich dabei mit verschiedenen Theorien der internationalen Beziehungen. So sieht Wippenfurth innenpolitische Faktoren, welche zu einer harten Haltung des Kremls gegenüber des Westens führen. Für Mearsheimer war der Einmarsch in Georgien eine direkte Reaktion auf den NATO-Gipfel in Bukarest 2007, in welcher durch die NATO eine rote Linie für Russland überschritten und die russische Sicherheit durch die Beitrittsperspektive Georgiens und der Ukraine bedroht wurde. Als Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit ergibt sich damit die Frage, warum Russland mit dem Fünf-Tage-Krieg 2008 einen Richtungswechsel hin zu einer offensiven Außenpolitik vollführt? Dabei werden die Theorien des Liberalismus nach Moravcsik und des Neorealismus nach Mearsheimer unterstützt, die möglichen Motive Russlands herausarbeiten. Diese Theorien werden im Anschluss empirisch überprüft und die Ergebnisse schließlich miteinander verglichen.