Der Krieg in der Ukraine begann nicht am 24. Februar 2022. Er begann acht Jahre zuvor in der ostukrainischen Donbas-Region. In seinem vielbeachteten Buch untersucht Jakob Hauter die Eskalation der Gewalt im Frühjahr und Sommer 2014. Er zeigt, dass es sich bei dem Konflikt auch bereits vor 2022, entgegen der landläufigen Meinung, nicht um einen Bürgerkrieg handelte. Die Ukraine kämpft seit Beginn des bewaffneten Konflikts gegen eine russische Invasion. Zu diesem Schluss gelangt Hauter nach einer gründlichen Auswertung öffentlich verfügbarer digitaler Quellen. Er argumentiert, dass das Internet nicht bloß ein Ort für Propaganda und Desinformation, sondern ebenfalls eine Fundgrube für wertvolle Originalquellen ist. Mit der richtigen Herangehensweise kann sich die Wissenschaft diese Fundgrube zunutze machen. Als theoretische Grundlage entwickelt Hauter ein Modell, dass die Eskalation des Donbas-Krieges im Jahr 2014 in sechs Wendepunkte unterteilt. Anschließend untersucht er die Ursachen jedes einzelnen Wendepunkts im Hinblick auf die involvierten Akteure und ihre Handlungen. Dabei wägt er die verfügbaren Beweise für lokalen Separatismus und die Beweise für russische Intervention gegeneinander ab. Er kommt zu dem Schluss, dass es in den meisten Fällen überzeugende Belege dafür gibt, dass das Handeln des russischen Staates der Hauptgrund für die Eskalation der Gewalt war. Hauters Buch ist wichtige Lektüre für alle, die der Frage, was 2014 in der Ostukraine geschehen ist, auf den Grund gehen wollen. Er bringt uns darin zudem vielversprechende neue Herangehensweisen für die Konfliktforschung im Zeitalter der sozialen Medien nahe. Dieses Buch ist die vom Autor selbst angefertigte Übersetzung der englischen Originalausgabe Russia’s Overlooked Invasion: The Causes of the 2014 Outbreak of War in Ukraine’s Donbas.
"Dieses exzellente, akribisch recherchierte Buch hat Gewicht. Es liefert nicht nur neue, auf forensischer Analyse basierende Erkenntnisse über die Eskalation der Gewalt in der ukrainischen Donbas-Region im Jahr 2014, sondern betritt auch methodisches Neuland: Es zeigt, wie Prozessanalyse und die Nutzung digitaler Informationen aus öffentlichen Quellen in konsequenter Weise kombiniert werden können, um die mit der Recherche von Informationen im Umfeld bewaffneter Konflikte verbundenen Herausforderungen zu bewältigen. Russlands unbemerkte Invasion bringt dringend benötigte Transparenz in ein undurchsichtiges, aber wichtiges Thema."
-Ben Noble, Associate Professor für russische Politik, UCL SSEES
-Ben Noble, Associate Professor für russische Politik, UCL SSEES