Als junges Mädchen träumte Ruth Binde, 1932 in Bern geboren, von einer Karriere als Schauspielerin. Es kam anders: Nach dem Abbruch des Gymnasiums, einem halben Jahr Bühnenstudio in Zürich und einem Zwischenjahr in London absolvierte die Tochter des Politikers und Publizisten Fritz Schwarz eine Buchhändlerinnenlehre. Im Sommer 1957 meldete sie sich auf das Inserat eines winzigen Zürcher Verlags, der eine "gute Sekretärin" suchte, bekam die Stelle und unterstützte den Verleger Daniel Keel während fünfzehn Jahren beim Aufbau seines Diogenes Verlags. Die ersten drei Jahre war sie die einzige Mitarbeiterin und als solche "Mädchen für alles". 1972 machte sich die alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohnes selbständig und setzte sich während Jahrzehnten beharrlich und unbeirrt für Bücher und Kulturereignisse ein. Zu einem Zeitpunkt, als PR noch ein Fremdwort war, rückte sie die Schriftstellerin Luise Rinser, den Schriftsteller Siegfried Lenz, den Kabarettisten Emil Steinberger oder auch die Inszenierung von Paul Burkhards "Die kleine Niederdorfoper" mit Ruedi Walter in der Hauptrolle ins rechte Licht. 1985 rief sie das legendäre Bernhard-Littéraire ins Leben, eine Gesprächsreihe mit Autorinnen und Autoren, die noch heute unter dem Namen Züri Littéraire weitergeführt wird.
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