Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2.0, Universität Leipzig, Veranstaltung: Autobiografie nach 1945, Sprache: Deutsch, Abstract: „Ein Buch, das still ist und zugleich alarmierend wirkt.“ So denkt Marcel Reich- Ranicki über das Buch von Ruth Klüger „weiter leben. Eine Jugend“. Ich habe dieses Zitat von ihm als Thema dieser Arbeit gewählt, weil es absolut zutrifft. Es sagt alles Nötige über dieses Buch aus und ich stimme der Meinung Marcel Reich- Ranickis völlig zu. Es ist kein gewöhnliches Buch über die Judenverfolgung oder den Holocaust. Nein, es stellt viele Bücher, die von derselben Problematik handeln, in den Schatten. Mit ihrem Buch hat Ruth Klüger„ neue Worte, einen neuen Ton, eine neue Aufrichtigkeit [in den] Auschwitz-Diskurs“ gebracht. Es handelt nicht nur von ihrer individuellen Lebensgeschichte, sondern ist von so einer Vielseitigkeit geprägt, die einfach beeindruckend ist. In die Beschreibung ihres Werdeganges fließen Reflexionen, kritische Bemerkungen und Hinterfragungen zu dem Thema Auschwitz, Judenverfolgung und Vergangenheitsbewältigung ein. Die Autorin selbst steht sich selbstkritisch gegenüber, übt andererseits aber auch Kritik an zeitgenössischen Diskursen. Ich glaube, Reich-Ranicki hat das Wort „alarmierend“ gewählt, weil er derselben Meinung ist wie Ruth Klüger. Das Buch rüttelt den Leser sprichwörtlich wach. Es soll ihm die Augen öffnen und die Relevanz aufzeigen, dass Vergangenheit oder deutsche Geschichte nicht verdrängt oder gar vergessen werden darf. Diese Tatsache sollte sich der Leser immer wieder ins Gedächtnis rufen und verinnerlichen, und die Erinnerungen an die Geschichte zum Teil seines Lebens machen. Ruth Klüger weist ihre Leser immer wieder auf die Probleme und Fehler hin, die der Auschwitz- Diskurs nach sich zieht. So berichtet sie beispielsweise von Menschen, die das Vergangene nicht ernst genug nehmen oder das jüdische Schicksal mit anderen Verbrechen vergleichen. Solche Vergleiche sind aber unakzeptabel, denn Auschwitz ist einmalig. Ich denke, sie will die Leser warnen: Die aufgezeigten Fehler der Menschen sind vielleicht die eigenen. Jeder sollte seine Haltung zum Thema überdenken und hinterfragen. Alles, was sie wünscht, ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema und der nationalsozialistischen Geschichte, welche einfach nicht vergessen werden darf. Mit „alarmierend“ ist also gemeint: Reflektiert eure Haltung und Handlungen! Steht dem Thema nicht gleichgültig gegenüber!