Gian Lorenzo Berninis Andreaskirche in Rom ist ein großartiges Beispiel für die Verschmelzung von Architektur, Skulptur und Malerei zu einem komplexen Kunstwerk mit dem Ziel, die Wirkung auf den Betrachter zu steigern und ihn insbesondere auf der Ebene von Affekten zu stimulieren. Dieses perfekte Beispiel eines "Gesamtkunstwerks" beeinflusste maßgeblich die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts südlich und nördlich der Alpen. Die Frage, ob die systematische Verschmelzung der Kunstgattungen in S. Andrea von Anfang an so gewünscht war, konnte bislang nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Deshalb werden hier, basierend auf Archivforschungen, die wichtigsten Einflüsse herausgearbeitet: dies sind die Fragen des Bauplatzes und der unmittelbaren städtebaulichen Bedingungen, die Nachbargebäude und die Bedingungen des gesamten Hügelareals des Quirinals sowie die konzeptionellen Vorstellungen des Jesuitennoviziats als Bauherr und die Überlegungen des Stifters Don Camillo Pamphili. Die Arbeit dokumentiert außerdem, dass dem Noviziat ein für die weitere Entwicklung der Konventsarchitektur der Jesuiten vorbildliches bauliches Organisationsschema zugrundeliegt. Neuland betritt die Untersuchung auch hinsichtlich der Bedeutung Stanislaus Kostkas - Idealfigur eines Jesuitennovizen - für die Konzeption des Gebäudes. Hier wird eine bemerkenswerte Verflechtung zwischen dem Bau der Andreaskirche und dem Ziel der Jesuiten, die Heiligsprechung Kostkas durchzusetzen, nachgewiesen, so dass dessen Selig- und Heiligsprechungsgeschichte korrigiert werden muss.