Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Bevölkerungsgeographie, Stadt- u. Raumplanung, Note: 1,3, Universität Münster (Institut für Geographie), Veranstaltung: 15 Jahre Transformationsprozess in Ostdeutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie hat sich der gesellschaftliche, politische und soziale Regimewechsel auf die ostdeutschen, insbesondere auf die sächsischen, Großstädte ausgewirkt? Das gesellschaftliche Leitbild der DDR war die Gleichheit. Dieses Leitbild wirkte sich nicht nur auf die „Annäherung von Klassen und Schichten als grundlegendes Gesetz der Sozialstruktur von Städten“ (GRUNDMANN 1984, zit. n. HANNEMANN 2000) aus, sondern hatte auch sozialräumliche Ausprägungen, die vor allem mit der Wohnungsmarktpolitik des sozialistischen Staates zusammenhingen. So waren es die Auswirkungen des Verteilungssystems der kommunalen Wohnungsverwaltungen, dass in Ostdeutschland die Stadtregionen nur wenig stark sozialräumlich gespalten waren. Die breite Mittelschicht wohnte in den Vorzeigewohnungen des Sozialismus , den neu gebauten Plattenbaugebieten. Die politische Elite dagegen eher im suburbanen Raum, und die politisch Unzuverlässigen, kulturell und sozial Marginalisierten wurden auf die verfallenden Altbaugebiete verwiesen (FRIEDRICHSUNDHÄUßERMANN, 1998). Die Steuerungsinstrumente des Wohnungsmarktes zu Zeiten der DDR waren demnach nicht, wie in Städten kapitalistischer Staaten, die Kosten der Miete und die Einkommen der Bewohner, sondern vielmehr die Vergabepolitik der kommunalen Wohnungsverwaltungen. Hier waren Arbeitskräftesicherung und Familienpolitik die zentralen Orientierungen. Geringe Segretationserscheinungen waren dennoch spürbar, vor allem bezüglich neuer und älterer Plattenbaugebiete, da neue Wohnungen vornehmlich an junge, zumeist in der wachsenden Phase befindlichen, Familien vergeben wurden. Die politische Wende veranlasste westdeutsche Stadtforscher, beeinflusst von der intensiv betriebenen Gentrificationforschung zum Ende der 1980er Jahre, zu Prognosen bezüglich der sozialräumlichen Entwicklung der Städte in den neuen Bundesländern. Sie gingen von einem nachholenden Prozess aus, den die Großstädte in den Folgejahren durchlaufen würden. Den für die DDR so typischen Großwohnsiedlungen in Plattenbauweise wurden selektive Fortzüge und Abwanderungsprozesse vorausgesagt, den innenstadtnahen gründerzeitlichen Wohnquartieren, infolge der zu erwartenden Differenzierung der Einkommen und Lebensstile, Aufwertungsprozesse und Verdrängung sozial schwacher Einkommensgruppen (vgl. FRIEDRICHS / KAHL 1991, zit. nach WIEST 2001b). Diese Prognosen basieren mehr oder minder auf dem Übertragen der Gentrification- Erfahrungen aus westdeutschen Städten auf ostdeutsche Städte.