Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1,0, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.Einleitung Das Gedicht vom Heidenröslein ist eines der bekanntesten und beliebtesten Werke deutscher Lyrik im In- und Ausland. Verantwortlich dafür dürfte nicht zuletzt sein, dass bis heute über 150 Melodien für die Verse komponiert worden sind. Dadurch hat das Heidenröslein als Liebes- oder Kinderlied Eingang in Volkslied-Sammlungen gefunden. Max Kromwell wehrt sich in seiner Interpretation des Gedichts gegen jegliche „amoröse“ Auslegung des Inhalts. Ich werde im Folgenden darlegen, dass es sich im Heidenröslein sehr wohl um eine Begegnung der Geschlechter handelt und mich damit der vorherrschenden Meinung der jüngeren Forschungsergebnisse anschließen. Wenn man in die Analyse und Interpretation des Gedichts literarische Tradition und kulturellen Einfluss des 18. Jahrhunderts einfließen lässt, wird deutlich, dass das Geschehen aus heutiger Sicht als die Darstellung sexueller Gewalt gedeutet werden muss, die in ihrer Gestaltung in einer Tradition steht, die weit vor der Entstehungszeit des Heidenrösleins begann und sich auch noch mindestens bis in das 19.Jahrhundert fortgesetzt hat. In diesem Zusammenhang werde ich Werke aus verschiedenen literarischen Genres (Lyrik, Prosa, Drama) und aus verschiedenen Sprachräumen (hauptsächlich englisch und deutsch) auf die Darstellung von Frauenfiguren hin untersuchen und die Ergebnisse miteinander vergleichen, um die besagte Tradition zu skizzieren. Außerdem werde ich die Funde auf Basis der zeitgenössischen real-gesellschaftlichen Geschlechter – und Moralvorstellungen deuten. Der zeitgenössische Liebesdiskurs soll ebenfalls in die Bewertung und Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen einfließen.