Als Peppas zehnter Geburtstag bevorsteht, flieht ihre älter Schwester Sal mit ihr den Wald. Denn als Sal zehn wurde, begannen die Vergewaltigungen und der Missbrauch durch den Freund ihrer Mutter. Und dass er dies mit ihrer kleinen Schwester auch machen wird, kündigte er großspurig an. Sal sieht
keine andere Möglichkeit, als Flucht. Von langer Hand geplant, scheinen die beiden Schwestern im Wald…mehrAls Peppas zehnter Geburtstag bevorsteht, flieht ihre älter Schwester Sal mit ihr den Wald. Denn als Sal zehn wurde, begannen die Vergewaltigungen und der Missbrauch durch den Freund ihrer Mutter. Und dass er dies mit ihrer kleinen Schwester auch machen wird, kündigte er großspurig an. Sal sieht keine andere Möglichkeit, als Flucht. Von langer Hand geplant, scheinen die beiden Schwestern im Wald gut zurecht zukommen. Besser wird es sogar noch, als sie Ingrid kennenlernen und die Eigenbrödlerin sie mit in ihr kleines Camp nimmt.
Das Cover zeigt die beiden Schwestern Sal und Peppa auf ihrem Weg in ihre Zufluchtsstätte mitten im schottischen Wald. Sie überqueren einen Berghang und blicken in die Weit hinaus. Fast scheint es, dass sie sicher gehen wollen, dass sie weit genug von der Zivilisation entfernt sind; weit genug von Leid und Qual. Ich finde es gut zum Inhalt des Buches gewählt.
Mick Kitson hat mich zu tiefst erschüttert und berührt. Die Geschichte von den beiden Schwestern Sal und Peppa ist nicht nur traurig und bewegend, sondern kündet auch von unbändigem Mut und der Liebe zwischen Schwestern. Ich fand es bewegend zu lesen, was ein dreizehnjähriges Mädchen auf sich nimmt, um die kleine Schwester vor den Grausamkeiten des Freundes der Mutter zu schützen. Statt sich Hilfe zu holen, versucht sie es lieber allein und liest Überlebensbücher, sieht sich entsprechende Videos im Internet an und plant ihre Flucht. Denn wer kann bei staatlicher Hilfe schon darauf vertrauen, dass die Geschwister zusammen bleiben dürfen, wenn ihnen dies von allen Seiten eingetrichtert wird? Sal sucht ihr Heil in der Flucht und ihre kleine Schwester Peppa vertraut ihr grenzenlos und folgt ihr in die Wildnis. Kennt Peppa es doch nicht anders, als von Sal umsorgt zu werden, da die Mutter Alkoholikerin ist und ihr Freund nur mit Gewalt gegen die Familie glänzen kann. Und Sal kennt kein anderes Leben, als sich um ihre kleine Schwester zu kümmern und zu sorgen.
Ich bewundere sie grenzenlos dafür und denke, dass dies leider nur allzu oft grausame Realität ist. Kitson wertet nicht, sondern schildert die Umstände des Missbrauchs und der Vernachlässigung aus der Sicht der beiden Kinder und wie sie damit umgehen. Sie stellen keine Fragen, sondern kennen keine andere Realität als diese. Sie haben keine Selbstzweifel, sondern glauben an den anderen, nein vielmehr wissen sie, dass die Schwester immer da sein wird, komme was wolle. Aus diesem Wissen schöpfen sie Kraft, Mut und Zuversicht, die wir Erwachse leider verloren haben. Aber es stimmt mich auch traurig und nachdenklich, wenn ich sehe, was Kinderseelen alles aushalten, wie formbar sie sind und wie wenig zum Glücklichsein sie brauchen. Essen, Liebe, Geborgenheit.
Erst durch das Zusammentreffen mit Ingrid, einer alten Einsiedlerin, lernt Sal, dass sie auch auf Erwachsene zählen und sich verlassen kann. Komischerweise hat mir der Charakter Ingrid nicht zugesagt. Ich kann es nicht ganz greifen, aber geheuer war sie mir nicht und ich denke, dass sie den Mädchen auf Dauer nicht gut getan hätte. Selbst von Depressionen und Selbstzweifel geplagt, kann sie den Kindern kein Vorbild sein, auch wenn sie in dem Moment genau die richtige Person war.
Trotz allem, was geschehen ist, lieben beide Kinder ihre Mutter abgöttisch und versuchen immer wieder, Entschuldigung für ihr Verhalten zu finden. Mich stößt es enorm ab und doch kann ich die innige Bindung zwischen Mutter und Kind nachvollziehen, auch wenn es traurig und beschämend ist. Dieser Roman wird mich gedanklich garantiert noch lange begleiten.
Mein Fazit
Ein bewegender Roman, der unter die Haut geht.