Der Roman Sara erzählt die Geschichte der biblischen >Erzeltern< Sara und Abraham, die in der Tradition über Jahrhunderte den >Stammvater Abraham< in den Mittelpunkt stellte, aus der Sicht von Sara und gesellt sich somit zu den Werken anderer grosser Autoren wie José Saramago, Jorge Luis Borges oder John Milton, die biblische Themen als Vorlage nahmen. Mit grosser historischer Detailtreue lässt Ramírez vor den Augen der Leser*innen die Alltagswelt Mesopotamiens im Altertum erstehen und gebraucht dabei eine Erzähltechnik, die mit Elementen der Verfremdung Distanz schafft und die Rolle beziehungsweise das Verhalten der verschiedenen Protagonisten aus unterschiedlichen Perspektiven darstellt. Anstelle von Abraham rückt bei Ramírez Sara in den Mittelpunkt der Handlung, eine resolute, selbstbewusste, listige Frau, die das Handeln ihres Mannes Abraham und auch das Handeln des >Zauberers< - Ramírez' Name für Gott - nicht einfach hinnimmt, sondern hinterfragt und sich dagegen auflehnt. Als Abraham dem >Zauberer< in blindem Gehorsam seinen einzigen Sohn Isaak opfern will, ist es Sara, die den Jungen vom Altar reisst, als ihr Mann sich anschickt, ihn im Opferritus zu töten. Zwar hält sich Ramírez nicht sklavisch an die biblische Vorlage, die wichtigsten Motive der überlieferten Legende bilden jedoch den Handlungsrahmen: Saras anfängliche Kinderlosigkeit, Abrahams Zeugung von Ismael mit Hagar, Saras Sklavin, die Zerstörung von Sodom und Gomorrha und Lots Flucht aus der Stadt, bei der seine Frau zur Salzsäule erstarrt. Dabei ist die Darstellung von Sara und der anderen handelnden Personen geprägt von dem für Ramírez charakteristischen hintergründigen Humor, der es meisterhaft versteht, die Balance zu halten zwischen dem Tragischen und dem Komischen im menschlichen Leben, der >Comédie< und der >Tragédie humaine<.
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