Betrachtet man ein paar zufällig gepflückte Rotbuchenblätter, wird man bei genauerem Vergleich feststellen, dass kein Blatt exakt wie ein anderes aussieht. Sie unterscheiden sich in Größe, Blattrand, Nervatur und anderen Merkmalen. Besonders fällt aber auf, dass sich an der überwiegenden Zahl der Blätter irgendwelche Abweichungen von der "Norm", d.h. vom absolut sauberen, gesunden Zustand, feststellen lassen: hier ist es ein feiner Lochfraß, dort eine Galle, woanders eine braune Fleckung oder eine Blattkrümmung. Viele dieser Abweichungen sind im Sinne der pflanzenmedizinischen Definitionen "Krankheiten" (verursacht durch Pilze, Nährstoffmangel oder andere abiotische Einflüsse) oder Ursachen von "Schädlingen" (phytophage Tiere). Aus Biodiversitätssicht aber handelt es sich um Vielfalt, da es eben nicht nur um die eine Art geht (die Rotbuche!), sondern um eine Fülle weiterer Arten (Primärkonsumenten). Hinzu kommen dann noch andere Phänomene, die nicht (oder manchmal nur indirekt) mit anderen Arten zusammenhängen, wie Frost- und Strahlungsschäden, Wuchsvarietäten und Mutationen oder mechanische Schäden und Hagelschlag. Damit erweitert sich der Blick und hilft das Ökosystem Buchenwald besser zu verstehen.
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