„Das Licht ist stumpf, wo es spitz war.“
Die neue Zeit trifft die alte. So könnte ich das Buch in einem Satz beschreiben und du dir die Frage stellen: Was hat sich verändert? Und was hat das vor allem mit der Geschichte zu tun?
In einem Waldrandhaus lebt die Protagonistin Antonie mit ihren
Eltern. Das Dorf, in dem sie lebt, wurde als Musterdorf für klimafreundlich auserkoren. Folglich ziehen…mehr„Das Licht ist stumpf, wo es spitz war.“
Die neue Zeit trifft die alte. So könnte ich das Buch in einem Satz beschreiben und du dir die Frage stellen: Was hat sich verändert? Und was hat das vor allem mit der Geschichte zu tun?
In einem Waldrandhaus lebt die Protagonistin Antonie mit ihren Eltern. Das Dorf, in dem sie lebt, wurde als Musterdorf für klimafreundlich auserkoren. Folglich ziehen mehr Menschen dorthin. Von da an gibt es zwei Kategorien von Menschen. Die Alteingesessenen und die Zugezogenen. Es kommt der Tag, an dem ihr Vater der sogenannte Ortschef wird und folglich in den Aufgaben ertrinkt. Ihre Mutter hingegen ist nach dem Unfall wie ausgewechselt und kümmert sich nicht um Antonie. Der Vater hingegen auch nicht wirklich und so ist sie auf sich allein gestellt. In einer Welt, einem Dorf, das im Wandel ist.
Die Geschichte zeigt sehr gut auf, wie verschieden das Leben auf dem Dorf und in der Stadt ist. Nicht nur die Klimafrage kommt auf, sondern auch die Frage nach: Leben die Dorfmenschen denn hinter dem Mond? Was sind deren Träume, Wünsche und Ziele? Und was soll aus den Zugezogenen werden, die ihre eigenen starren Regeln haben und mit der Natur nicht viel am Hut?
Während die Zugezogenen an den Bildschirmen kleben, wie tote Fliegen am Fenster, sind die Dorfmenschen sehr um die Natur, die Tiere, die dort leben und ihre Ernte besorgt. Letzteres wird belächelt, denn wer baut heutzutage noch selbst etwas an? Für die Zugezogenen gibt es diesen ganzen Kram nicht. Immerhin liegen die Supermärkte nicht weit entfernt und haben alles, was das Herz begehrt.
Dieser Twist zwischen alter und neuer Welt, Dorf- und Stadtleben, hat mich so sehr an die 90er Jahre erinnert. Wo erstmal das Internet mit Modem in Mode kam. Für unsere Kinder heute undenkbar. Und so verhält sich das auch in diesem Buch. Während die Stadtmenschen die Ansichten und Bedürfnisse der Dorfmenschen nicht verstehen, so verstehen die Dorfmenschen die Stadtmenschen hinsichtlich der modernen Dinge nicht. Für sie hat all das keinen Wert.
Sprachlich ist dieses Buch ein kleines Meisterwerk und hat hier und da mit wunderschönen Sätzen mein Herz höherschlagen lassen oder mich zum
Nachdenken gebracht. Immerhin ist das Thema brandaktuell. Es zeigt auf, in was für einem Zwiespalt wir stecken. Auf der einen Seite wollen wir eine klimaneutrale Welt erschaffen, doch auf der anderen Seite ärgern wir uns, dass das Internet zu langsam ist oder das neue Handy in Ultraviolett noch nicht verfügbar ist. Dann wollen wir wiederum Ressourcen sparen, fahren aber bei Gutwetter dreimal mit dem Auto zu Lidl, weil's ja bequemer ist. Und genau dieser Twist ist in der Geschichte deutlich spürbar und rüttelt einen wach.