Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Ethnologisches Institut), Veranstaltung: Religionsethnologie: ausgewählte Probleme, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit den Begriffen „Schamanismus“ und „Schamane“ werden in der ethnologischen Fachliteratur weltweite religiöse Phänomene bezeichnet, obwohl die diesen Konzepten zugrunde liegenden ethnographischen Daten aus der Beobachtung religiöser Spezialisten und der Glaubens-vorstellungen nord- und zentralasiatischer Gruppierungen gewonnen wurden. In dieser Arbeit werden Ursprung, Begriffsgeschichte und gegenwärtige Verwendungen der Konzepte „Schamanismus“ und „Schamane“ untersucht , um daraufhin anhand Weltanschauung und religiöser Spezialisten zweier mesoamerikanischer Gruppierungen den Sinn dieser Begriffsverwendung in ethnologischer Arbeit besonders über Mesoamerika zu reflektieren. Untersucht man in synchroner Perspektive die Verwendung beider Begriffe in der neueren Fachliteratur, so wird schnell deutlich, das „Schamanismus “ und „Schamane“ einerseits sehr häufig zur Charakterisierung bestimmter Rollen und weltanschaulicher Elemente ethnographisch untersuchter Gesellschaften verwendet, andererseits aber durchaus unterschiedlich verstanden werden. Auch werden die beiden Konzepte nicht immer deckungsgleich verwendet; wie allgemein die Wortendung -ismus in der deutschen Sprache sowohl ideologische Systemen mit deduktiv erarbeiteten Grundprämissen („Leninismus“, „Katholizismus“) wie auch musterhaft auftretende empirische Phänomene („Albinismus“, „Alkoholismus“) kennzeichnet, steht „Schamanismus“ (bzw. „shamanism“) in der ethnologischen und archäologischen Literatur einerseits für die Anwesenheit spezifischer religiöser Spezialisten in der beschriebenen Gesellschaft (Furst 1968, Peters 1981, Dow 1986) und andererseits auch für die Ideologie oder Religion von Gesellschaften, in denen Schamanen existieren (Basilov 1984, Schele et al. 1993). In letzterer Art der Begriffsverwendung wird Schamanismus als weltweit verbreitete Ideologie von Ranggesellschaften und egalitären Gesellschaften betrachtet, in deren geteilter religiöser Vorstellungswelt verschiedene typische Punkte wie * eine Einteilung des Kosmos in mehrere verbundene Welten (meist in eine Ober- , Unter – und Mittelwelt) * zwei- oder mehrstufige Seelenvorstellungen (etwa aus Körperseele und Traumseele) * die Existenz eines vielfältigen Pantheons von Geistern oder Göttern, die häufig als Personifikationen von Bestandteilen der Umwelt oder Naturphänomene betrachtet werden sowie manchmal zusätzlich auch