Nach sieben Jahren, in denen er neben einem Essayband über jüdische Leit- und Leidensmotive seinen zweiten großen Roman, Der Kalte (2013), publizierte, kehrt Robert Schindel mit einem lyrischen Buch zurück in seine »Herzzone«: Liebesgedichte, poetologische und sprachreflexive Gedichte, Existenzialgedichte, Naturgedichte. Scharlachnatter (eine Wortfindung aus Oscar Wildes Salome) versammelt sowohl ausgreifende Poeme von großem Atem wie gnomisch verdichtete Verse. Es sind Zungengeburten, kunstvoll zur Welt gebracht und von zwiegeschlechtlichem Wesen: erotisch-musikalisch und durchsetzt von bitterer Lebenslust, geistesgegenwärtig und doch gedankenvoll, müde und schlaflos, hinhörend und stürmisch, bewölkt und immer auch sonnenklar - um nur einige der Gegensätze zu nennen, zwischen denen der Dichter ruhelos und rühmend seine Bahnen zieht, bis vielleicht nur noch das »Echo eines Trillers« vernehmbar ist. Eines allerdings mag diese Dichtung so ganz und gar nicht: den allgemeinen Wortgebrauch. Lieber und stets sucht sie »das Wort in welchem was sei«.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Helmut Schödel hat sich gern von Robert Schindels "Scharlachnatter" verführen lassen. Der neue Lyrikband des österreichischen Schriftstellers besticht vor allem durch Schindels ganz eigene Sprache, die bisweilen "barocke Wortmonster" gebiert, sich stets erweitert und sich gelegentlich in beinahe hermetischen Selbstgesprächen vom Leser entfernt, erklärt der Kritiker. So taucht Schödel ein in Schindels "Worthaufen", in denen es weniger um das Leiden an Österreichs Vergangenheit oder Schindels Erleben des Nationalsozialismus geht, sondern vielmehr Themen wie Krankheit, Alter und Liebe lyrisch verdichtet werden. Ein sehr lesenswerter kleiner Band, in dem der Dichter stets den Bezug zu den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen behält, schließt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man muss sich diesem Strom der Silben und Gedanken schlichtweg hingeben, den immerzu Bewegung und Vitalität durchdringt ... Indem Schindel zumeist mit Spannungen operiert, hält er die Gattung Lyrik auf einem energetischen Optimum.« Björn Hayer Neue Zürcher Zeitung 20151024