Die geschilderten Fälle sind authentisch. Es handelt sich um Berichte aus einer unterschlagenen Wirklichkeit, die gern verdrängt wird. Die im Dunkeln sieht man nicht, hatte Brecht einst gedichtet. Armut ist unsichtbar; der Arme ist es nicht. Damit etwas von ihm bleibt, muss man ihm seine Individualität zurückgeben, ihn als Subjekt wahrnehmen. Der Einzelne ist nicht nur Opfer übermächtiger Strukturen und Verhältnisse; er ist bis zu einem gewissen Grade auch verantwortlich für sein Handeln. Diese Dialektik ist es, die bei Vielen Schamgefühle auslöst. Scham markiert Grenzen; man sieht sich mit den Augen der Anderen. Auf Dauer wirkt sie wie ein Gift, weil sie das Selbstwertgefühl der Menschen auflöst. Sie erzeugt Versagensängste und ein existentielles Gefühl der Verlassenheit. Da-her ist sie zutiefst antisozial. Die Fälle weisen darauf hin, wie wichtig es ist, jeden Fall für sich zu betrachten. Obwohl sie strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen, hat doch jeder seine eigene Geschichte. Dabei zeigt sich: Die großen Dramen finden meist im Kleinen statt.
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