Ein klassischer Sardinien-Roman
„Und mit einem Mal hatte Efix das Gefühl, dass seine unglückseligen Herrinnen endlich eine Stütze, einen Beschützer gefunden hatten, der mehr wert war als er selbst.“ (Zitat Seite 229)
Inhalt
Schon zu Lebzeiten ist der despotische Vater von Donna Ester, Donna
Ruth und Donna Noemi gezwungen, nach und nach seine umfangreichen Ländereien zu verkaufen. Nach…mehrEin klassischer Sardinien-Roman
„Und mit einem Mal hatte Efix das Gefühl, dass seine unglückseligen Herrinnen endlich eine Stütze, einen Beschützer gefunden hatten, der mehr wert war als er selbst.“ (Zitat Seite 229)
Inhalt
Schon zu Lebzeiten ist der despotische Vater von Donna Ester, Donna Ruth und Donna Noemi gezwungen, nach und nach seine umfangreichen Ländereien zu verkaufen. Nach seinem Tod leben die unverheirateten Schwestern in ihrem längst restaurierungsbedürftigen Haus von dem Ertrag des einzigen sich noch in ihrem Besitz befindlichen kleinen Landgutes, das seit vielen Jahren von ihrem alten Knecht Efix bewirtschaftet wird. Als der Neffe Don Giacinto, der Sohn ihrer verstorbenen Schwester Lia, die einst aus dem strengen Vaterhaus geflüchtet war, seinen Besuch ankündigt, hat Efix große Hoffnung, dass sich nun alles zum Besseren wenden und der Neffe sich in Zukunft um seine Tanten kümmern wird. Doch so wie der Wind die Schilfrohre zu brechen versucht, bringt das Schicksal Ereignisse, denen sich Ester, Ruth, Noemi und auch Efix stellen müssen.
Thema und Genre
Dieser Roman, erschienen 1913, handelt von Schicksal, Schuld, Buße, Liebe, der Gesellschaftsstruktur auf der traditionsverhafteten Insel Sardinien am Beginn des 20. Jahrhunderts, Religion, Mythen, Aberglaube, und dem einfachen Leben in der herben, kargen Landschaft Sardiniens.
Charaktere
Efix lebt ein sehr genügsames Leben umgeben von der Natur seiner Heimat. Seinen langjährigen Dienst für die Schwestern Pintor sieht er als Sühne und selbst auferlegte Strafe für eine tief in der Vergangenheit liegende Schuld. Giacinto, der Neffe der Damen Pintor, ist ein junger Mann mit guten Vorsätzen, doch labil und korrumpierbar. Die einzelnen Figuren dieses Romans sind klar und naturalistisch geschildert und zeigen ein authentisches Gesellschaftsbild auf dieser in sich abgeschlossenen, fest in den alten Traditionen verankerten Insel am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Handlung und Schreibstil
Es werden die Ereignisse im Leben der Damen Pintor und ihres treuen Knechts Efix in der Gegenwart, also zu Beginn des 20. Jahrhunderts, geschildert. Erklärende Rückblenden ergänzen die aktuelle Handlung, die aus dem personalen Blickpunkt von Efix geschildert wird. Die Beschreibung der Denkweise und Gefühle der einzelnen Charaktere, der unterschiedlichen Konflikte, erinnert in ihrem sprachlichen Überschwang an die Rührstücke, die im deutschen Sprachraum zu Beginn des 19. Jahrhunderts, also hundert Jahre früher, entstanden sind. Interessant machen diesen Roman die vielschichtigen Einblicke in das damalige Leben auf Sardinien, die Armut, die einfachen Lebensumstände, die Situation der Frauen, den Niedergang des Landadels verbunden mit dem Verlust der Güter, der Aufstieg der Kaufleute. Sehr treffend beschrieben ist auch die Geisteshaltung der Menschen zwischen der strengen katholischen Gläubigkeit mit vielen religiösen Festen und Pilgerfahrten, doch gleichzeitig tief in der alten Magie und dem Aberglauben verwurzelt, mit Kobolden und Geisterwesen. Zahlreiche Anmerkungen von Jochen Reichel erleichtern das Verständnis der einzelnen Begriffe. Dennoch zeigt auch die überarbeitete, sehr genaue Übersetzung meiner Meinung nach einige Schwachstellen, man hätte die damals typischen Bezeichnungen in der italienischen Originalform belassen sollen. Das älteren Menschen gegenüber als Zeichen des Respekts verwendete „Zio“ und „Zia“ ist keine verwandtschaftliche Bezeichnung und die Übersetzung mit „Onkel“ und „Tante“ mag in den vielen Fällen, wo es zum Beispiel nicht tatsächlich um die Tanten von Giacinto geht, verwirrend sein (ich habe beide Fassungen gelesen, die italienische und die deutsche).
Fazit
Ein interessantes Gesamtbild des Lebens auf der zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch immer abgeschiedenen und den eigenen Regeln folgenden Insel Sardinien. Besonders beeindruckend an diesem Roman der sardischen Nobelpreisträgerin sind vor allem die poetischen, einprägsamen Schilderungen der Na