Sie hat es endlich geschafft: Mallory ist seit längerer Zeit clean und tritt ihren ersten richtigen Job seit dem Entzug an. Diese neue Aufgabe bringt sie als Babysitterin zu Teddy, einem fünfjährigen Jungen, der leidenschaftlich gerne malt. Das fröhliche Kind beginnt, immer häufiger beunruhigende
und gewaltvolle Szenen zu zeichnen. Während Teddys Eltern diese Phase als normal abtun, ist Mallory…mehrSie hat es endlich geschafft: Mallory ist seit längerer Zeit clean und tritt ihren ersten richtigen Job seit dem Entzug an. Diese neue Aufgabe bringt sie als Babysitterin zu Teddy, einem fünfjährigen Jungen, der leidenschaftlich gerne malt. Das fröhliche Kind beginnt, immer häufiger beunruhigende und gewaltvolle Szenen zu zeichnen. Während Teddys Eltern diese Phase als normal abtun, ist Mallory tief
beunruhigt. Sie möchte dem Ganzen auf den Grund gehen und hat keine Ahnung, was sie dadurch heraufbeschwört...
Mallory ist eine sympathische Protagonistin, die ich gerne durch die Geschehnisse verfolgt habe. Ihre Beziehung zu Teddy ist liebevoll und authentisch dargestellt. Durch detailreiche Beschreibungen lernt man Mallorys Inneres gut kennen und fühlt intensiv mit ihr mit. Ihre Vergangenheit als Suchtkranke spielt immer eine Rolle, denn ihr wurde eine verantwortungsvolle Tätigkeit übertragen und es stellt sich immer wieder die Frage, ob sie dem gewachsen ist. Dieser tiefe Einblick sorgt dafür, dass einem ihr Schicksal wirklich nahe geht.
Auch die anderen Figuren sind vielschichtig und interessant gestaltet. Teddys privilegierte Eltern, die exzentrische Nachbarin und der hübsche, nette Gärtner – auf den ersten Blick Klischees, aber mit unerwarteter Tiefe.
Jede Figur wird sorgfältig beschrieben, was dem Leser hilft, eine klare Vorstellung von ihrer Welt zu bekommen und sich in sie hineinzuversetzen.
Der Schreibstil von Jason Rekulak ist angenehm zu lesen und äußerst einnehmend. Die Geschichte entfaltet sich langsam, wobei viel Wert auf Mallorys Alltag gelegt wird. Trotz dieses gemächlichen Tempos bleibt die Spannung stets erhalten, da man ständig mehr erfahren möchte. Der Autor nimmt sich Zeit für liebevolle Details, wodurch man sich vollständig in der netten Vorstadt "Spring Brook" einfindet und eine lebendige Vorstellung von allen Schauplätzen und Charakteren bekommt. Das Ganze wird super durch die eingefügten schwarz-weiß-Zeichnungen ergänzt, die mir sehr gut gefallen und zur schaurigen Stimmung des Buches beitragen.
Für mich persönlich war die Lektüre aber nicht so unheimlich wie erhofft. Ich hatte mir einen größeren Gruselfaktor gewünscht.
Der große Twist gegen Ende konnte mich nicht überraschen, denn ich habe aus ein paar Bemerkungen ziemlich weit vorne im Buch bereits herausgelesen, wie der Hase läuft.
Nichtsdestotrotz wurde ich extrem gut unterhalten und das Buch zog mich regelrecht an. Es hat sogar etwas Herzerwärmendes – nicht die typische Beschreibung für einen Thriller oder Horror-Roman, aber genau das macht den Reiz dieses Buches aus. Ich habe es nur ungern aus der Hand gelegt. Insgesamt ist es ein eher sanfter Vertreter seines Genres, der jedoch durch starke Charaktere und eine fesselnde Erzählweise besticht. Das Gesamtpaket konnte mich voll und ganz überzeugen, und ich kann dieses Buch definitiv weiterempfehlen.
Schnappt es euch aber Vorsicht, ihr müsst am Ende vielleicht das ein oder andere Tränchen verdrücken.
Sehr wohlwollend gemeinte 4 Sterne von mir!